Kleine Geschichte des 13. Arrondissement Im
Mittelalter lag dieser Vorort weit vor der Stadt am Ufer des Flüsschens
Bièvre. Seine Bewohner waren vor allem Fleischer, Gerber und Färber. Als
die Bièvre schließlich nur noch ein offener Abwasserkanal war, wurde der
Fluss 1910 gedeckelt. An die Stelle des Handwerks traten nun Fabriken: die
Firmen Panhard (Automobile), Say und Thomson ziehen die Ansiedlung von
Arbeitern in kleinen bescheidenen Häusern nach sich. In den 1960er und
1970er Jahren waren diese meist in einem schlechtem baulichen Zustand und
wurden abgerissen. An ihre Stelle treten moderne Neubauten und
Hochhaus-"Türme": mittlerweile sind es 28 "Wolkenkratzer", die
nun das Erscheinungsbild des 13.Arrondissements prägen. Es sollten übrigens
noch mehr werden, doch wurden mehrere Projekte aufgegeben. Mit dem
Verschwinden der Fabriken wurde der Bezirk mehr und mehr zum Wohnviertel.
Moderne Architektur zwischen Place
d'Italie und Boulevard Arago
1-
Grand Ecran, place d'Italie (Architekten
Kenzo Tange, Michel Macary und Xavier Menu, 1991)
Der japanische Architekt Kenzo Tange
hat einen großen, transparenten Bogen errichtet, dessen kreisrunde
Fassade sich dem Platz anpasst. Er wollte einen Bau errichten, der eine
Verbindung zwischen dem traditionellen Paris und dem modernen
Hochhausviertel im Süden des Arrondissements schafft. Der Bauteil zur rue
Bobillot hin ist aus traditionellem Haustein und mit einem Dach en pans coupés
nach Pariser Art. Dagegen zeigt die
Fassade zum Platz eine mächtige Dimension und einen hohen Campanile, der
die Fahrstühle der Fassade aufnimmt.
(Weiter
über die Avenue des Gobelins in Richtung Metrostation Gobelins. Dann
links...)
2-
Gobelinmanufaktur, 42
Avenue des Gobelins (Tel. 01 44 08 52 00,
Führungen
Dienstag, Mittwoch, Donnerstag
14.00 und 14.45 Uhr)) Jean
Gobelin, ein Färber aus der Champagne, ließ sich gegen 1440 in diesem grünen
Tal nieder, durch das die Bièvre zwischen der Anhöhe der
Butte-aux-Cailles und dem Hügel der montagne Sainte-Geneviève floss. König
Henri IV. siedelte 1601 an diesem Ort zwei flämische Teppichwirker an.
Doch es war insbesondere Ludwig der Vierzehnte, der dem Ort mächtigen
Auftrieb verlieh, als er 1667 die königliche Manufaktur für die Möbel
der Krone gründete. Colbert zog einzelne in Paris verstreute Werkstätten
für Wandbehänge zusammen und fügte ihnen Möbeltischler und
Goldschmiede hinzu... Im 18. Jahrhundert hatten sich der Name und
der gute Ruf der Gobelins bereits an allen europäischen Höfen
verbreitet. Während der Pariser Kommune 1871 ging eine Reihe der Gebäude
in Flammen auf. Der Bau an der Avenue des Gobelins ist von 1914 (er wird
zur Zeit von Jean-Michel Musso et Laëtitia Morand renoviert und soll die
Ausstellung beherbergen). Um die Bauten zu entdecken, die
"wahrscheinlich aus der Zeit vor dem 17. Jh. stammen", muss man um die
Manufaktur herumgehen, wobei man der rue Croulebarbe folgt, bis sie auf
die rue Berbier-du-Mets trifft. Die Manufaktur stellt auch heute noch
Wandbehänge und Stofftapeten zur Ausstattung der staatlichen Gebäude
her, wobei auch zeitgenössische Künstler zum Zuge kommen. Heute wie früher
benötigt ein Handwerker an einem der Webstühle "de haute lice"
(er ist vertikal ausgerichtet) ein Jahr für einen m2 eines
Wandteppichs .
3-
Mobilier national, 1 rue Berbier du Mets (Architekt Auguste Perret,
1934) Das
'Nationale Möbelinstitut'
befindet sich in einem Bau aus dem Jahr 1934. Dieser hat ein klassisches
Aussehen, ähnlich einem Stadtpalais. Doch seine Struktur aus Beton
ist offen sichtbar: Der Architekt Auguste Perret war einer der ersten, die
dieses neue Baumaterial ganz offen sichtbar verwendet. Er fügte allerdings
rosafarbene Sandsteinsplitter hinzu. Seitlich erstrecken sich die großen
Buchten der weitläufigen Werkstätten, in denen die Möbel für die
Institutionen der französischen Republik hergestellt werden. Der
Ausstellungsbereich ganz am Ende wird von oben über das Dach erhellt.
(siehe Abbildung)
(Gegenüber...) Wohngebäude, 33 rue
Croulebarbe (Architekten Edouard Albert, Roger Boileau,
Labourdette, Ingenieur Sarf, 1960) Das
war der ersten "Wolkenkratzer" von Paris für den Wohnungsbau.
Er erhebt sich über 22 Etagen und zeigt alle Erscheinungen der modernen
Baukunst, so dass er 1993 in die Ergänzungsliste der Historischen
Baudenkmäler aufgenommen wurde, obwohl er auch das Symbol einer
Epoche ist, in der die Architektur sich mehr für die bautechnischen
Leistungen und die Wirtschaftlichkeit interessierte als für die
Bauformen: so besteht sein Skelett aus vertikalen Stahlrohren, die
schneller vorgefertigt und montiert werden konnten, billiger waren als
Beton und zudem auch die elektrischen Leitungen aufnehmen konnten (siehe
Abbildung)
(Weiter die rue Berbier du Mets entlang, auf die andere Seite
des Boulevard Arago, folgt ihm ein wenig nach links und biegt rechts in
die rue Saint-Hippolyte...) 4- Universitätszentrum René
Cassin, 17 rue
Saint-Hippolyte (Architekten Jacques Ripault
und Denise Duart, 1990) Die
Architekten wollten bewusst kein "Gebäude errichten, das sich dem
Viertel anpasst, sondern das im Gegenteil klar seine Besonderheit und
seine Funktion als ein Ort universitärer Studien deutlich macht". So
haben sie die beiden weiß emaillierten Amphitheater der Hörsäle
übereinander und gegenläufig aneinander gefügt, nicht ohne zuvor sie
die beste Neigung der Hörsäle im Hinblick auf Akustik und freies
Blickfeld zu untersuchen. Zwischen den Hörsälen erscheinen wie "zwei
Lichtstrahlen" rechts die Bibliothek und links die Cafeteria. Mit dieser
"Ausarbeitung der einzelnen Baukörper" wollten die Autoren "nicht a
priori eine Fassade zu entwerfen". Dennoch wurde jedes Bauteil "als
ein Organ gedacht, das in einer funktionellen Beziehung zum anderen
steht". (siehe Abbildung )
(weiter auf dem Boulevard Arago...) 5-
Man trifft auf mehrere baumbestandene
Alleen mit Blumenbeeten, gesäumt von
kleinen Häusern, deren Gartentore leider fast immer geschlossen
sind : Gartensiedlung (Cité fleurie), 65 Boulevard Arago :
im Jahr 1878 wurden mit Baumaterialien, die aus dem Abbau der
Weltausstellung stammten, Künstlerateliers errichtet. Der beharrliche
Widerstand der Künstler führte 1973 dazu, dass sie als geschützte
Anlage anerkannt wurde.
(Nun
entlang der hohen Mauer des Gefängnisses, 'prison de la Santé', dann
nach links...) 6- Sozialer Wohnungsbau, 156 rue
Léon-Maurice-Nordmann (Architekt Patrick
Chavannes, 1993) Ziel des Architekten war es, eine "komplexe und harmonische
Verbindung zwischen kollektiven und den individuellen Ansprüchen" zu
erreichen. Um das Haus in eine Straße ohne zusammenhängende Bausubstanz
einzufügen, wollte er einerseits "die Vorgärten der Gartenstraßen
(villas) wiederbeleben und so an die benachbarte "Weinbergsiedlung"
(Cité des Vignes) anknüpfen; andererseits aber verbirgt der aufragende
Baukörper das zehnstöckige Nachbarhaus. Da "die Würde des Wohnens in
Sozialbauten" auch davon abhängt "wie man nach Hause kommt", legte
er "Wert auf die Gestaltung der Zugänge" in Form von Stegen und
Privatgärten Rue
Léon-Maurice-Nordmann : Gartensiedlung
bei Hausnr. 156 (Die Weingartensiedlung - "la Cité des Vignes" -
grenzt an die Grünanlage des jardin
Arago) Hausnr. 147
(Zur Butte
aux Cailles über die rue de la Glacière, dann die la rue Vergniaud oder
die rue Barrault hinauf...)
Die Butte-aux-Cailles und die ländliche Atmosphäre der Umgebung
Butte-aux-Cailles Der
alte Weiler von Gentilly auf der Anhöhe der 'Butte aux Cailles' hatte
keinen guten Ruf, so dass er von der Modernisierung und ihren Zerstörungen
verschont wurde, die
in seiner Umgebung um sich griffen. Die ländliche
Atmosphäre im Bereich der "rue de l'Espérance, rue des Cinq-Diamants
und rue de la Butte-aux-Cailles) (7) blieb
auf diese Weise erhalten. Kleine Häuser, blühende Gärten, enge
gepflasterte Sträßchen (rue Boiton, rue Barrault, rue Sigaut) bewahrten
ihren friedlichen und zeitlosen Charme.
8-
Die Wohnsiedlung "la petite Alsace", 10 rue
Daviel Bei den etwa dreißig kleinen,
aneinandergereihten Häusern mit Giebel der Siedlung "Klein-Elsass"
handelt es sich um sozialen Wohnungsbau der Jahre um 1910. Bei der
Gartenstraße der Villa
Daviel auf der gegenüberliegenden
Seite handelt es sich um eine Privatstraße mit von Grün umgebenen Häusern.
Die genossenschaftlich geführten Restaurant-Cafés tragen zur ländlichen
Atmosphäre bei (etwa das Nr. 18 der rue de la Butte-aux-Cailles). Die
Bewohner freilich haben allmählich genug von der Begeisterung für ihr
Viertel und den lärmenden Terrassenrestaurants, den allzu froh gelaunten
Besuchern.
9-
Das Hallenbad 'piscine de la Butte-aux-Cailles', 5
place Paul Verlaine (Metro Place d'Italie) (Architekten
Louis Bonnier und François Hennebique, 1924) Das
Bad wird durch einen artesischen Brunnen mit eisenhaltigem, 28 Grad warmem
Wasser aus 584 Metern Tiefe
versorgt. Der Bau von 1924, zeigt zwei gegensätzliche Gesichter. Die
Fassade aus rotem Klinker erinnert in ihren geschwungenen Formen an das Art
nouveau. Der in Paris wenig gebräuchliche Klinker erinnert immer
wieder ein wenig an nördliche Gefilde. Das Innere des Bades ist sehr
modern mit seinem Zementgewölbe, das von 7 leichten Bögen getragen wird.
(Wenn man die rue Bobillot hinabgeht, kommt man zur...) 10-
Cité florale (RER
Cité universitaire, Zugang über place de Rungis oder rue Auguste Lançon) Die
Blumenstadt ist
ein ganz kleines Quartier, geformt
aus
den Straßen rue des Orchidées, rue des Glycines, und rue des Liserons
.... (Straße der Orchideen, der Glyzinien, der Kornblumen...). Die
Pavillons sind von winzigen Gärten umgeben, die erfindungsreich mit
Blumen geschmückt sind.
(Der
Weg zum neuerbauten Stadion für die Leichtathletik führt über die
rue de l'Amiral Mouchez...) 11-
Stade Charlety, avenue de la porte de Gentilly
(RER Cité
universitaire) (Architekten
Henri Gaudin, Bruno Gaudin,
1994) Angelegt
im "grünen Gürtel", in dem sich auch die anderen großen
Sportanlagen von Paris befinden, entstand 1954 das neue Charlety anstelle
des alten Stadions. Es wurde nicht nur größer (20 000 Plätze) sondern
ganz auf neue Weise in seine Umgebung eingefügt. Im Inneren bilden die mächtigen,
gebogenen Betonpfeiler einen Gegensatz zu den feinen Metallkabeln, an
denen das Dach hängt, das im Westen flach, auf der anderen Seite
schwungvoll gewölbt ist. "Der Beton vermittelt auf diese Weise den
Eindruck äußerster Spannung und entfaltet eine schwebende Wirkung".
Die Architekten Henri und Bruno Gaudin hatten es sich zum Ziel gesetzt,
das neue Quartier mit dem Rest der Stadt zusammenzufügen: überall
gleiten Licht und Blick durch die Strukturen des Stadions. Zehn Meter Höhenunterschied
verstärken weiter die transparente Verbindung der verschiedenen Elemente:
von der Stadt und der Straße aus blickt man ins Innere des Stadions und
umgekehrt. Auf dem Vorplatz wollte der Architekt "Räume schaffen durch
das Zusammenrücken der Dinge" und "Architekturen sowie
Materialien aller Art in eine spannungsreiche Beziehung setzen":
Gegenüber dem wie "wildwuchernden" Stadion erhebt sich an der Avenue
de Coubertin ein "glattes und gespanntes" Gebäude, in dem sich die
Verwaltung des französischen Sports befindet.
(Weiter über den Boulevard Kellermann, dann die rue Gouthière
hinab, unter dem Innenring und durch über die rue Poterne des peupliers
...) 12-
Passage unter dem Boulevard : 'la poterne des
peupliers' Gesäumt
von Weiden und Pappeln floss an dieser Stelle die Bièvre nach Paris
hinein, mitten durch den Befestigungsring von Thiers (unter "poterne"
versteht man einen kleinen, geheimen, verborgenen Durchlass im Verlauf
von Befestigungsanlagen). Allerdings war aus dieser "Pforte
an den Pappeln" der Bièvre
schließlich ein offener Abwasserkanal geworden. So wurde der Fluss
1910 mit einer Straße überbaut. Übrig blieb einer der seltenen Reste
der Pariser Befestigungsanlagen von Thiers.
(Nach
links die rue Brillat Savarin hinauf...) 13-
Siedlung
im sozialen Wohnungsbau, 16-24 rue
Brillat-Savarin et 1-19 rue de la Fontaine-à-Mulard (Architekten André Arfvidson, Joseph
Bassompierre, Paul de Rutte, 1924) Ein
wenig "wie eine Kaserne" wirkt das Ensemble von 1913, erhielt
aber in der obersten Etage durch mit Fresken geschmückte Loggias
einen freundlicheren Anblick, was einer Entwicklung
des sozialen Wohnungsbaus hin zu mehr Schmuck entsprach. Trotz allem
wirkt die Anlage immer noch verschlossen und vom Stadtquartier abgetrennt
durch die beiden Flügelbauten. Die 7 Gebäude in Form eines T liegen
entlang der zentralen Erschließungsstraße, sind aber leicht zueinander
versetzt um "Durchblicke zu eröffnen".
Schulzentrum, 10 rue Kuss (Architekt Roger-Henri
Expert, 1934) In
den 1930er Jahren und zu einem Zeitpunkt, als zahlreiche Schulen als öffentliche
Denkmäler konzipiert wurden griff der Architekt zum Beton.
Er ließ ihn auf spielerische Weise sanfter erscheinen: die zurückspringenden
Rotunden erinnern an die Türmchen der Passagierdampfer; in der Tat
richtete der Architekt zu derselben Zeit den Passagierdampfer
"Normandie" ein. Der Schulhof öffnet sich direkt zur Straße
hin, um möglichst viel Sonnenlicht zuzuführen; er sollte wie ein Garten
wirken, mit einer Pergola, einer Volière und kleinen Bänken in den
Nischen schützenden Höhlungen.
(Nach
links in die la rue des Peupliers...) 14- Rund um den Abbé-Hénocque-Platz Neben
den HBM-"Mietskasernen" aus Klinker trifft man im
"Medizinerviertel" (die Straßen tragen alle Medizinernamen) auf
mehrere kleine Häuser, die für eine Arbeitersiedlung vom Beginn des 20.
Jahrhunderts im Gartenhausstil kennzeichnend sind . Die Architektur im
Bereich der rue des Peupliers, rue du Moulin-des-Prés und rue Henri-Pape
ist ganz homogen infolge der Auflagen der Stadt Paris, die im Jahr 1900 32
Parzellen an die Pariser Metrogesellschaft verkauft hatte (Abbildung).
Auch wurde die Genehmigung zum Bau der rue
Dieulafoy an die Auflage geknüpft, einen Randstreifen von 2.50 m
freizuhalten, der jetzt schön begrünt ist.
Moderne Architektur zwischen Avenue
d'Italie und rue de Tolbiac
(Beginn
an der Metrostation Maison-Blanche...) Geförderter Wohnbau, 152 Avenue
d'Italie (Architekt Vittorio Mazzucconi,
1984) Vittorio
Mazzucconi hat einen Bau entworfen, der wie eine "belagerte Festung"
wirkt gegen "alle Katastrophen, die unsere Zeit bedrohen" - daher die
Mauern aus Bruchstein und der halb verfallene Turm. Um den "schlimmsten
Exzessen der Architektur der Nachkriegszeit etwas entgegenzusetzen", hat
er feine, leichte Dachformen gezeichnet, im Sinne einer "zeitgenössischen
Version der traditionellen Dächer von Paris". Er verband damit große
Fester, die Licht zuführen aber auch den hohen Nachbarbau verdecken.
Weitere
Architekten im Viertel. (man nehme
die Straße gegenüber...)
15-
Sozialer Wohnungsbau und Sportbereich, 1-17 rue
Caillaux et 49-59 Avenue de Choisy
(Architekten Jean Zunz, Gilles Bouchez - Fassaden - und Marc Chabanne,
1987)
Kein
Gigantismus, das war das Ziel der Architekten. Sie wollten vielmehr "die
Vielfalt eines Wohnquartiers wiederbeleben , in dem sie statt der großen
Form eine Gliederung in viele kleine, verschiedenartige Gebäude
verwirklichten". Unter Verzicht auf Schmuckelemente spielt die
Architektur ausschließlich mit der "Formung der Fassaden und dem
Wechsel der Maßstäbe", so durch die großen Öffnungen, durch die
mehrere Etagen zusammengefasst werden. Der Square, als Gartenanlage des
Quartiers, wurde nicht im Zentrum der Bauinsel eingeschlossen, damit
auch "die Stadt etwas davon hat". Zur rue Caillaux hin wird die
sonst glatte Fassade durch einen "Lücke" aufgebrochen, mit Blick auf
die alten Gebäude, die in die neuen eingebettet wurden; außerdem durch
eine kreisförmige Treppe, die zu den Sporteinrichtungen im Untergeschoss.
Sie wurden in einem unterirdischen Parkhaus eingerichtet. Dieses war
ursprünglich für einen gewaltigen Hochhausturm vorgesehen, der dann nie
gebaut wurde.
(Weiter durch die la rue Gandon bis zur Gartenanlage "jardin
Juan Miro"...) 16-
Gebäude mit Wohneinheiten im sozialen
Wohnungsbau, 1-7 Allée Marc Chagall /46 rue Gandon (Metro Porte d'Italie) (Architekten Jean Dubus und Jean-Pierre Lott,
1991) Zur Erinnerung an den hundertsten
Geburtstag von Le Corbusier wurde ein Architektenwettbewerb durchgeführt,
aus dem diese Anlage hervorging. Sie greift deshalb das Konzept des "immeuble-villa"
dieses bedeutenden Architekten der Moderne auf. Es handelt sich eine
"Zusammenfassung individueller Wohnzellen" bzw. Wohneinheiten, was
durch die Nüchternheit der mit Kacheln belegten Fassade unterstreichen
soll. Im Sinne dieser Konzeption hat jede "Villa" ihren eigenen
Eingang und ihre eigene Terrasse. Die Wohnungen verbinden ein sehr hohes
Wohnzimmer zur Gartenseite mit den doppelstöckigen Schlafzimmern zur Straßenseite.
Künstlerateliers, leicht unter dem Geländeniveau, geben dem Erdgeschoss
seine Transparenz. Der Bau liegt an einem neue angelegten, kleinen und
gemütlichen Garten, dem "jardin Juan Miro".
(Weiter die rue Gandon entlang, dann über den Boulevard
Massena, weiter geradeaus, dann nach rechts in die Avenue Léon Bollée...)
17- Schulzentrum Yabné, 29-41
Avenue Léon-Bollée (Architekt Jacky Sarfati,
1994) Die
Fassade ist zur Avenue hin ausgerichtet, um "das Profil der vorhandenen
Pariser Architektur" zu wahren. Die Gebäudeecke, geformt als Kubus aus
Glasbauwürfeln, nimmt eine Zugangsrampe zu den verschiedenen Etagen auf
und dient als "Ort der Begegnung und des Lebens für die Schüler".
Die horizontalen Bänder im mittleren Bereich mit den Klassenräumen
bilden einen Gegensatz zu dem vertikal betonten Verwaltungsbereich ganz
links. Das Betongesims lässt die tragenden Pfeiler erkennen und schließt
das Gebäude in sich ab, um ihm einen "intimeren Charakter" zu geben.
Alle Gänge haben Sonnenlicht, ebenso der Innenhof.
Zurück
zur Porte d'Ivry. Rechts ein Schulzentrum,
wie es für die 1930er Jahre charakteristisch ist (monumental und
geometrisch). Links eine alte Fabrik aus Klinker.
18-
"China town", Avenue d'Ivry (Metro Porte d'Ivry) Als
in den 1970er Jahren Sozialwohnungen an einige Flüchtlinge aus Südostasien
vergeben wurden, verwandeln sich die eben erst fertiggestellten Hochhäuser
des 13. Arrondissements in das China-Town von Paris. In Wirklichkeit ist
es etwa ein Dutzend Nationalitäten, die in einer Gemeinschaft von rund 30
000 Einwohnern einträchtig zusammenleben: Flüchtlinge aus Vietnam,
Kambodscha, Laos, Thailand und der Volksrepublik China. Sie haben anschließend
Familienangehörige und Freunde nachkommen lassen. In dieser
umtriebig-fleißigen Gesellschaft erschufen sich aufs neue ihre eigenständige
Welt, in der Nahrungsmittel, Kleidung und Unterhaltung geboten werden,
ohne dass man sie verlassen müsste. Am Fuß der Hochhäuser trifft man
auf eine Fülle von Supermärkten und Restaurants, die von Zeichen der
Bilderschrift in Neon überstrahlt werden (so zum Beispiel der Markt der
weithin bekannt gewordenen Brüder Tang, wo alle Liebhaber der
chinesischen Küche einkaufen, auch wenn sie sich nur von chinesischen
Schriftzeichen leiten lassen können. Anfang Februar trifft sich zum
chinesischen Neujahrsfest eine große Menge zu festlichen Straßenumzügen,
vor allem in der Avenue de Choisy.
(Man
geht nun zur rue de Tolbiac über die rue Baudricourt oder die rue
Nationale...)
Archivzentrum zur Architektur des 20. Jh., 127 rue de Tolbiac
19- Mediothek Jean-Pierre
Melville, 93 rue de
Tolbiac (Architekten Daniel und Patrick Rubin,
Canal, 1989) Die
Architekten (Möbeldesigner und Innenarchitekten, vor allem für das Haus
Libération) wollten einen "Bau errichten, der nicht einschüchtert",
sondern einladend wirkt. Zu diesem Zweck haben sie eine gewölbte Fassade
aus Glas errichtet, durch die man sehen kann, was im Inneren vor sich geht,
und die den Eindruck erweckt, als ob Nutzer wie Einrichtung
gleichsam schwebten. Darüber hinaus kann man in den 5 Etagen frei wie in
einem Selbstbedienungsladen herumgehen, ohne dass Zwischenwände hindern .
Zur rue Nationale hin sieht man in einem großen Rahmen ein
halbtransparentes Photo, das in den Bereichen für die audiovisuellen Vorführungen
das Licht dämpft .
Mendès-France-Fakultät für Literatur und Naturwissenschaften,
kurz "Tolbiac", 90 rue de Tolbiac (Architekten Pierre Parat und Michel Andrault,
1973) Als
Anhänger der Idee, dass die Formen der Funktion entsprechen sollen, haben
die Architekten die Verbindungs- und Versorgungseinrichtungen (die Aufzüge
sind im Betonkern konzentriert) von den kubischen und mit Fenstern
versehenen Räumen getrennt . Die Hörsäle befinden sich in
Untergeschoss.
20-
Wohnungsbau rue des Hautes
Formes (Metrostationen Nationale, Tolbiac) (Architekt
Christian de Portzamparc, 1979, www) Gegen
Ende der 1970er Jahre lehnt eine neue Generation von Architekten die
Monotonie der Serienbauten der 1960er Jahre ab. Das vorliegende Beispiel
von 1979 mit einem Ensemble von 209 Sozialwohnungen gilt als das
Manifest dieser neuen Architektur. Christian
de Portzamparc, einer der Protagonisten,
der Öffentlichkeit durch die Musikstadt von Villette (Cité de la musique
de la Villette) gut bekannt . Bei diesem Beispiel wurde das kleine Wohnquartier
rund um eine traditionelle Straße mit Trottoirs organisiert. Sie
erweitert sich schließlich zu einem Platz und einem kleinen Stadtgarten
(Square) . Portzamparc wollte "den inneren städtischen Raum wie eine
Skulptur formen", indem er den Gebäuden verschiedene Dimensionen und
den Fenstern unterschiedliche Größen gab sowie Freiräume zwischen ihnen
schuf. Eine Reihe von "wirksamen und bewährten" Architekturformen
machen den Raum "lesbar": ein Bogen markiert den Eingang zur Bauinsel,
Linteaux
, (kleine Mäuerchen, die von Gebäude zu Gebäude gehen), bilden
symbolisch eine Grenze des Quartiers. (unmittelbar hinter ihm beginnt die
Fakultät von Tolbiac)
Sozialer Wohnungsbau, place du Docteur
Navarre, 18 rue Sthrau
(Architekt Michel Benoît,
1985) Als
letztes der Gebäude, die aus Anlass der Erneuerung des Platzes errichtet
wurden, sollte dieses zu einer "Synthese seiner Umgebung werden": derselbe
dominierende Klinker des Quartiers, dieselbe Tiefengliederung der Fassade
wie beim Nachbargebäude, vertikale Vorsprünge in der Fassade als "Echo
auf die Bauvolumina des Ensembles" auf der gegenüberliegenden Seite
(Abbildung).
(Wieder dei rue B. Renard hinauf...) 21- Altersheim (Foyer de personnes âgées), 120 rue du Château des Rentiers (Architekt Christian de Portzamparc, www,
1984) Um
eine typische Stadtlandschaft der 1960er Jahre mit ihren "einzelgängerischen
Baumaschinen ohne Zusammenhang zum Rest des Quartiers" neu zu ordnen,
hat der Architekt zwei vorhandene Bauten miteinander verbunden. Der
Schwung der Linien antwortet auf das Gebäude links, der vertikale Spalt
nimmt das Motiv von der Bekrönung des linken auf und verweist auf das
Hochhaus rechts. Die niedrige Bauhöhe soll der Straße wieder einen fußgängergerechten
Maßstab geben. (Abbildung)
Derselbe Architekt hat weiter
unten die Wohnbauten der Nr. 119-133 in der rue Nationale (1994)
rekonstruiert.
Sozialer Wohnungsbau, 106 rue du Château des
Rentiers (Architecture Studio : M. Robain,
J.F. Galmiche, R. Tisnado und J.F. Bonne, www, 1987) Die
Architekten des "Architecture Studio" haben sich darauf
spezialisiert, Grundstücke in Wohngebieten zu nutzen, die als unbebaubar
gelten, wie diese kleine Straßenecke. Sie wollen dadurch, in einer Zeit
des Mangels an Baugrundstücken "die Stadt zu reparieren" (hier
auch durch das Verdecken der Brandmauer) . Der Baukran blieb erhalten und
in das Gebäude integriert, das Haus mit Stadtmobiliar belebt (Brunnen,
der aus der Decke der Eingangshalle sprudelt, Planausschnitt des
Quartiers). |