Der Mont Parnasse Studenten
des Quartier latin nannten anfangs des 17. Jh. einen Berg aus
Schutt, auf dessen Wiesen sie ihren Liebesabenteuer nachgingen, nach dem
griechischen Berg Parnass, dem antiken Götterreich des Apoll. Südlich
der Zollmauer (dem heutigen Boulevard du Montparnasse) entstanden
zahlreiche Kneipen, da hier Wein und härtere Alkoholika nicht von der Steuer des octroi erfasst wurden.
Architektur des "Art nouveau" und "Art déco"
am
Montparnasse (der dem 6.
Arrondissement benachbarte Teil zwischen den Metrostationen Vavin und
Denfert-Rochereau)
Der Stadtteil Montparnasse ist nicht so reich wie das 16. Arrondissement. Dennoch bietet er
auf einem Streifzug einige Fassaden im Stil des Art nouveau
vom Anfang des 20. Jh. Zahlreicher vertreten sind Künstlerateliers der
1930er Jahre, die unter dem Einfluss des Art déco entstanden. Das fortschrittliche Bürgertum der Zeit zwischen den zwei Weltkriegen liebte eine Art von Ateliers (heute würde der Pariser
"loft" dazu sagen), in denen man bestmöglichen Lichteinfall spielerisch mit unterschiedlichen Raumhöhen verbinden konnte.
Moderne Bürohäuser, Nr. 128-130 am Boulevard Raspail, 6.
Arr.
(Architekt Michel Herbert, 1980)
Der Architekt hatte die Absicht "einen augenfälligen, kraftvollen Akzent" in diesen "ereignislosen Boulevard zu
setzen, der dem Auge keinen Halt bietet" . Die akkordeon-artige Formgebung ermöglicht es, den "unangenehmen Eindruck der verstopften Ecke von Boulevard Raspail und rue Vavin zu korrigieren und ein Maximum an Licht hereinzulassen". Als Gegengewicht zu
seinem massiven Eindruck wurden die Fassaden "mit spiegelnden Glasflächen versehen, die ständig belebt werden" durch die Geschäftigkeit des Viertels und
des Himmels.
16-
Wohnbau, Nr.26 rue Vavin, 6.
Arr.
(Architekt Henri Sauvage, 1912)
Bei den ersten drei Stockwerken hat der Architekt sich an die Fluchtlinien der anderen Bauten der Straße gehalten. Die Etagen darüber weichen aber zurück. Diese pyramidenartige Form entsprang einer Rücksichtnahme auf die Volksgesundheit, wie man sie auch bei dem bei dem
weiteren Bau
von Sauvage im 18. Arrondissement wiederfindet. Die Rücksprünge sollen den Wohnungen mehr Luft und Sonnenlicht zuführen. So konnten auch Blumen und andere Pflanzen auf den große Terrassen gedeihen.
Solche Gebäudeformen, wie auch die weiße Keramik der Verkleidung haben sich
von hier aus in den 20er und 30er- Jahren verbreitet. Nach den erwähnten "hygienebetonten" Ideen der Zeit sollte die Keramik das großzügige Abwaschen der Fassaden mit fließendem Wasser ermöglichen. Die Verwendung von Keramik sollte
aber auch den Beton schützen: seinerzeit wusste man noch nichts über die Widerstandsfähigkeit dieses neuen Baumaterials gegen Alterungsprozesse.
17-
Wohnbau, Nr. 96 rue Notre-Dame-des-Champs, 6.
Arr.
(Architekt Léon-Joseph Madeline, 1939)
Der Bau ist ein Beispiel für die Mittlerrolle der Architektur in der Zwischenkriegszeit.
Er verharrt auf halbem Weg zwischen Klassizismus (Fassade am Boulevard
Montparnasse, edler Backstein) und Modernismus: Betonskelett, kühne Behandlung des Fassadenkörpers
zur rue Notre-Dame-des-Champs, wo der gerundete Hof nicht im Inneren des Bauwerks eingeschlossen
bleibt sondern sich zur Straße hin öffnet, um eine möglichst große Sonneneinstrahlung zu erreichen. Die vertikale Ausrichtung des Baus wird durch das aufragende Gehäuse des Treppenhauses aus Glasziegeln unterstrichen. Rotunde und Kamine sind voller Absicht groß dimensioniert.
18-
Wohnbau, Nr.
146 Boulevard du Montparnasse
(Architekt Bruno Elkouken, 1934)
Ganz in weiß
gehaltene Immobilie mit langgestreckten horizontalen Fensterbändern,
abgerundeter Gebäudeecke, die zwei obersten Etagen in Terrassenform und
eingerückt, wie es der damals modernen "Ozeandampferästhetik"
entsprach (Abb.)
Wohn- und Geschäftsbau, Nr. 3 rue Campagne-Première
und Nr. 8 rue Boissonnade
(Architekten Gilles Bouchez, Didier Morax, Francis Leroy, 1975) Der Baukörper "spielt mit dem Gegensatz von glatt/rau" der Baumaterialien. So findet sich "nackter Sichtbeton" ("brut de décoffrage") in den Teilen, die vor Wassereinwirkung geschützt sind und kannelierter Beton an den Wetterfronten, um das Abfließen
des Wassers zu kanalisieren und schwärzliche Fließspuren zu vermeiden. Der gleiche Gegensatz findet sich
auch bei den glatten Verkleidungen aus Aluminium und den Blumenkästen aus Birkenholz "die dem kalten Beton ihren warmen Eindruck entgegensetzen". Das Gebäude
hält sich nur im Erdgeschoss an die neue Richtlinie der zurückgenommenen
Straßenflucht sowie bei den obersten Etagen, während die beiden ersten Obergeschosse vorspringen.
Der Portikus Haus Nr. 9 der rue Campagne-Première geht auf einen kleinen Hof mit Künstlerateliers wie man sie im Montparnasse-Viertel häufig findet:
die Ateliers zeichnen sich durch ihre großen Fenster aus, die an dieser Stelle aus Materialien bestehen, die von der Weltausstellung von 1900 stammen (Rilke, de
Chirico).
An Haus Nr. 11
spielte die Schluss-Szene des Films "A bout de souffle".
Bei Haus Nr. 8 b trifft man auf grobes Pflaster und einen schattigen Hof.
In der Nr. 17 befand sich das Atelier des Photografen Eugène Atget
(www, www),
(Nach links...)
Passage d'Enfer (Weg zur Hölle): Arbeiterstadt mit
einer spartanischen Kombination von Wohnungen und Werkstätten sowie einer gepflasterten aber nicht für den Wagenverkehr vorgesehenen Straße.
((auf
der rechten Seite zurück ...)
Wohngebäude, Haus Nr.
31 rue Campagne-Première
(Architekt André Arfvidson, 1912)
Erbaut 1912 stellt
der Bau einen Übergang dar, denn in der Tat zeigt er eine Mischung von Schmuckelementen im Stil des Art nouveau (die ocker und beigefarbenen Girlanden der Fassade)
und von Bauformen der modernen Architekturbewegung (mouvement moderne) : die großen verglasten Fensteröffnungen und die doppelstöckigen Maisonette-Wohnungen sind Vorläufer für die
Mode der Künstlerateliers in den 20er- und 30er- Jahren; vor allem Le Corbusier verallgemeinert diese
Anordnung "en
duplex ". Die moderne Struktur aus Beton ist mit Kacheln verkleidet. In der Tat hatten die Baumeister der Epoche noch Zweifel an der Undurchlässigkeit des nackten Betons und an seiner Eigenschaft, gut zu altern. (Das Atelier links von der Nr. 31 b hatte Man Ray 1922 gemietet und dann
1929) von Aragon.
(Ein wenig zurück auf dem Boulevard Raspail...)
19- Wohnbau, Haus Nr. 216 Boulevard Raspail
(Architekt Bruno Elkouken, 1934)
Elkouken ist ein französischer Architekt jüdisch-polnischer Herkunft (während des zweiten Weltkriegs im Exil in den USA). Er verwendete hier Erkerfenster
(bow-windows) über zwei Etagen, um das Spiel der kubistischen Volumina der Fassade zu hervorzuheben. Dies
kommt umso mehr zur Wirkung, als die oberen Etagen in Terrassenform zurückspringen. Die abstrakte Komposition wird unterstrichen durch die graphische Wirkung der Fensterrahmen in schwarzem Metall.
Hôtel Aiglon, 132 Boulevard Raspail
an der Ecke zum Boulevard Edgar Quinet (erbaut 1927) : eine Stadtpalais im Stil des Art déco,
der Pariser Wohnsitz des Regisseurs Bunuel
20-
Die "Fondation Cartier" für zeitgenössische Kunst,
261 Boulevard Raspail (www)
(Metrostationen Raspail, Denfert-Rochereau)
(Tel. 01 42 18 56 51 oder 01 42 18 56 67, geöffnet 12.00-20.00 außer Montag, Spätöffnung am Donnerstag bis 22.00)
(Architekt Jean Nouvel, 1994, Gartenanlage von Lothar Baumgarten)
Der Neubau der Cartier-Stiftung wurde 1994 von Jean Nouvel errichtet, dem Architekten des "Institut du Monde
Arabe". Da er auf einem historischen Bauplatz tätig war, der schon Chateaubriand gehört hatte, musste der Architekt mit dem Misstrauen zahlreicher Bürgerinitiativen fertig werden. Darüber hinaus verlangte der Name Cartier "einen gewissen Schmuckwert", getreu dem Ansehen des Herstellers von Luxuswaren. Das Gebäude wurde aus einer Abfolge von Glasflächen und Strukturen geformt, die extrem leicht gebaut sind
(die Decken sind nur 42 cm stark). So entstand eine Architektur "aus Schwerelosigkeit, Glas und schlankem Stahl", ganz darauf berechnet, "die spürbaren Grenzen des Gebäudes zu
Gunsten einer Poetik des Unbestimmten und des Verdämmerns zu verwischen,
was übrigens den Blick frei gibt auf den "schönen Garten, der lange hinter Mauern verborgen war",
insbesondere auf die denkmalgeschützte Zeder, die Chateaubriand 1823 auf seinem Grund und Boden gepflanzt hatte.
"Das Spiel mit den Bauvolumina, das die Architektur des 20. Jh. so schätzt, fehlt hier ganz" und macht einer diskreten Architektur Platz, die
eher flüchtigen Eindrücken und der Einbildungskraft den Raum gibt, sich zu entwickeln". Die Stiftung Cartier organisiert
Themen - orientierte Ausstellungen rund um die zeitgenössische Kunst.
(gegenüber ...)
Fachschule für Architektur, Nr. 254
Boulevard Raspail Der
Neubau Haus Nr. 266 wurde vom Centre Beaubourg inspiriert: Glasfassade,
die unabhängig vom Metallskelett ist , nach außen verlegte
Versorgungssysteme.
(die erste Straße rechts...)
Haus des Kunsttischlers Paul Follot, Nr. 5 rue Schoelcher
(1911) : mosaikartige Intarsien, Kunstschmiede-Arbeiten, Blumengirlanden .
Gebäude in der Form von Künstler-Ateliers, Nr.11 rue Schoelcher
(Architekten: Vater und Sohn Gauthier, 1927)
Moderne,
sehr vertikale Bauformen, interessanterweise
gekrönt durch ein traditionelles Mansardendach. Der Hof geht zur Straße, damit möglichst viele Wohnungen von den Grünanlagen des Montparnasse-Friedhofes profitieren (Abb. gegenüber)
(rechts...)
21- Wohnhaus, Haus Nr. 21 rue Froidevaux, 21 rue Froidevaux
(Architekt Georges Grimbert, 1929) Grimbert
war ein Architekt moderner Prägung, der den Naturstein als zu traditionell und Beton als zu avantgardistisch ablehnte.
Er verwandte Kacheln - auch aus "hygienischen" Gründen - und schuf durch
die Einfügung kleiner vielfarbiger Partikel eine feine ornamentale
Intarsienarbeit. Auf diese Weise entstand ein packender Kontrast zwischen der Intimität des Dekors und den monumentalen Proportionen des
Baus mit seinen doppelstöckigen Künstlerateliers.
Der Platz Denfert-Rochereau Angelegt wurde der Platz
1784 durch die Niederlegung der Mauer der Steuerpächter
(mur des fermiers généraux): von dieser sind noch die zwei Pavillons von
Ledoux erhalten, an denen die Steuern auf die Waren zu entrichten waren, die nach Paris hereinkamen. Der Platz
hieß früher "place d'Enfer", Höllenplatz, und erhielt seinen
heutigen Namen nach dem Oberst Denfert-Rochereau, der 1871 Belfort gegen die Deutschen
verteidigt hatte. Deshalb blieb Belfort französisch, wogegen das benachbarte
Elsass an Deutschland fiel. In der Mitte des Platzes erinnert eine Replik der Löwenskulptur Bartholdis
in Belfort an seinen Sieg.
Die "Katakomben", Nr. 1 place Denfert-Rochereau
(www)
(Metrostation Denfert-Rochereau)
(Tel. 01 43 22 47 63, Eingang auf der Südseite des Platzes,
geöffnet 14.00-16.00 außer Montag, am Samstag und Sonntag von 9.00-11.00 und von
14.00-16.00 )
Im Jahr 1786 wurden die Friedhöfe der Pariser Pfarrgemeinden
aus Hygienegründen geschlossen, insbesondere der Friedhof "cimetière des Innocents" neben den Markthallen. Die Gebeine wurden in die ehemaligen Steinbrüche von Denfert-Rochereau gebracht, den heutigen Katakomben. Sie wurden 1995 vorübergehend geschlossen, um eine Klimaanlage einzubauen, welche die nachteiligen Folgen der jährlich 160 000 Besucher ausgleicht. …
(mehrere www-Seiten im Internet : Carrières et
catacombes de Paris, Catacombes de Paris, Riffzone, annuaire Paris web)
22- Das Observatorium, Nr. 61 Avenue de l'Observatoire (www)
(Metrostation Denfert-Rochereau oder Port-Royal)
(Tel. 01 40 51 22 21, 01 40 54 21 70 für Besichtigungen, 01 40 54 21 74 mit automatischer Ansage-Anrufbeantworter, geöffnet,
mit Voranmeldung, jeweils am 1. Samstag im Monat, außer August, )
(Architekt Claude Perrault, 1668)
Das Observatorium von Paris ist das älteste
heute noch aktive Observatorium der Welt. Es wurde 1667 auf Anregung von Colbert
durch den Architekten Claude Perrault errichtet. Die vier Fassaden entsprechen den vier Himmelsrichtungen. Es wurde
von Anfang an und bis zur Revolution durch die Dynastie der vier Cassini geleitet,
einer Astronomenfamilie italienischer Herkunft. Kuppel und Seitenflügel sind Zutaten aus der
Zeit des Königs Louis-Philippe. Die Mittellinie des Baus war von 1667 à 1884 der Meridian von Paris:
von da an hat Frankreich den internationalen Meridian von Greenwich bei London übernommen.
Hier wurden die exakten Dimensionen des Sonnensystems errechnet (1672), ebenso die
Lichtgeschwindigkeit und 1846 wurde der Neptun rechnerisch entdeckt usw. Auch heute noch gehört es zu den astronomischen Zentren von Weltgeltung: die Observatorien von Meudon und von Nancay (im Departement Cher) wurden ihm angegliedert. Das Observatorium strahlt die universelle Normalzeit auf Basis der internationalen Atomzeit aus.
Das Museum des
Observatoriums (www)
(Tel. 01 40 54 21 94, geöffnet am ersten Samstag im Monat mit
Voranmeldung)
Das kleine Museum zeigt alte Beobachtungsinstrumente.
Zu Ehren des Astronomen François Arago, hat der niederländische Künstler Jean Dibbets im Verlauf des Meridians von Paris auf dem Boden 135
Bronzemedaillons mit der Inschrift
"Arago" angebracht (www, www sur la balade).
(Genau
im Norden des Observatoriums ...)
23- Wohnbau, Nr. 12 rue Cassini, Nr. 12 rue Cassini
(Architekt Charles Abella, 1930)
Abella zählt zu den Architekten des "Übergangs" zwischen den beiden
Weltkriegen. In Paris hat er nur zwei Bauten errichtet. Er strebte einen Kompromiss
an zwischen dem Neoklassizismus und den modernen Ideen für die Fassadenverkleidung (Waschbetonstein, weder Naturstein noch Beton)
auch hinsichtlich der Behandlung der Bauvolumina: der Erker (bow-window) aus armiertem Beton
an der rechten Ecke "rundet" sich trickreich über der Fassade. Er lehnt
sich an den Turm des Treppenhauses, dessen schräge Gesimse (moulures)
seine Funktion sehr deutlich machen. Das Fries im Erdgeschoss stammt von X. Haas, der in diesem Haus sein Atelier hatte.
Rund um das Rathaus des 14. Arrondissement.
Künstlermarkt,
auf dem Platz "Ferdinand-Brunot"
(Tel. 01 46 86 28 66, jeden Sonntag von 10.30 bis 16.30)
24- Anbau des Rathauses des 14. Bezirks
(Arr.), 26 rue du Mouton-Duvernet
(Architekt Georges Sebille, 1933)
Die Monumentalität des roten Backsteinbaus zeugt von der Zunahme staatlicher Macht in
der unruhigen Zwischenkriegszeit seiner Entstehung: massive Proportionen, symmetrische Komposition, Fenster in doppelter und dreifacher Höhe, großer repräsentativer Balkon. Die Innenausstattung
ist nicht weniger monumental: Eingangshalle und Treppenhaus aus Marmor, farbige Glasfenster und Flachrelief von Raymond
Delamarre.
(Im Verlauf der rue des Plantes oder der Aavenue du Maine,
trifft man auf die...)
Rue d'Alésia Beginnend an der
Metrostation Alésia bis zur Metro Plaisance überwiegen in der rue d'Alésia
Boutiquen mit Designerkleidung zweiter Wahl,
als Restverkauf, herabgesetzt, kurz billiger aber doch bester Qualität...
Haus der Architektur, Nr. 29 rue Didot
(Architekten Yves Lion, A.
Levitt, 1989)
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