Stadtgeschichte - Geschichte und Anekdoten - moderne Kunst und Architektur - historische Gebäude - Gärten und Gartenstraßen - Handwerk und Industrie - Museen und Freizeiteinrichtungen im 10. Arrondissement

Nördlich der Grands Boulevards

Kurze Geschichte des Stadtquartiers
(Die Boulevards: de Bonne Nouvelle, Saint Denis, Saint-Martin)
Nach den Siegen des Jahres 1670 konnte Paris an den Landesgrenzen verteidigt werden. Ludwig der XIV. beschloss deshalb, die
Stadtmauern aus der Zeit von Charles V und Louis XIII durch eine baumbestandene Promenade zu ersetzen (an die Siege Ludwigs des XIV. erinnern die beiden Triumphbögen an den einstigen Stadttoren, der "porte Saint-Martin" und der "porte Saint-Denis"). Aus den "Wegen am Bollwerk", den Boulevards, entwickeln sich für die Pariser nun Orte des Vergnügens und des Flanierens: Sie konnten eines der Vaudeville-Theater besuchen oder die Cafés, die großen Palais mit ihren Kariatiden und Statuen, die gedeckten Einkaufspassagen, später dann die ersten Filmtheater (das "Grand Rex", das "Max Linder Panorama").

Der Boulevard Poissonnière
(Start an der Metrostation rue Montmartre...)
Hausnr. 24 befindet sich das Kino Max Linder Panorama (Tel. 01 48 24 00 47, www)
Links die "rue Rougemont", man sieht den mächtigen Bau, aus dem späten 19. Jh., der Bank BNP, Nr. 14-20 rue Bergère.

1- Das Filmtheater "Cinéma Rex", 1 boulevard Poissonnière, 2. Arr. (www)
(Metro Bonne Nouvelle) (Tel. 01 36 68 70 23)
(Architekten André Bluysen, John Eberson, Jacques Haïk, 1931)

Das Rex-Kino wurde 1931 gebaut. Es ist das älteste Pariser Filmtheater. Die Projektionskabine befindet sich in dem Vorbau an der rue Poissonnière. Das Türmchen an der Ecke ist nur ein mit Zement verkleidetes Metallgerüst. Das Kino wurde 1981 in die Denkmalliste aufgenommen. Bekannt ist es vor allem für seiner Innenausstattung. Die Architekten waren auf "stimmungsvolle Säle" spezialisiert und hatten in den USA bereits mehr als 400 Phantasieansichten von Städten unter wolkenverhangenem oder gestirntem Himmel gebaut. Der große Saal des Rex mit seinen 3300 Plätzen wurde mit der Reliefansicht einer "altspanisch-antiken" Stadt geschmückt. Zwei Wasserspiele beleben jedes Jahr an Weihnachten den großen Saal.

Die Stars des Rex
(Tel. 08 36 68 05 96)
Ein 40-minütiger Rundgang wurde erst kürzlich in den Kulissen und technischen Räumen hinter der großen Leinwand des Kinos eröffnet. Hier werden die Verfahren und die Tricks der Dreharbeiten lebendig. Verwirklicht wurde das Ganze von der Agentur Cité-Cinés und dem Bühnenbildner Pascal Mazoyer. Die Besucher werden nach und nach in eine Rolle als Mitwirkende an Dreharbeiten hineingezogen. Das Ergebnis wird anschließend als Auszug aus einem Film gezeigt, den man als Videokassette kaufen kann.

(weiter durch die Straße gegenüber...)
Rue du Faubourg Poissonnière : Die " Strasse am Fischmarkt " (chemin de la marée) war der Weg, über den früher die Pariser Markthallen mit Fisch aus den Häfen des Nordens  versorgt wurden. Sie wird von einigen Stadtpalais gesäumt.

2- Telephonzentrale, 17 rue du Faubourg Poissonnière
(Architekt François Le Coeur, 1912)

Die vorliegende Telefonzentrale aus Backstein ist ein strenger Zweckbau, der bewusst auf jeden Bauschmuck verzchtet. "Der Bau ist  monumental und industriell und will nichts anderes sein"  


(Unmittelbar dahinter biegt man in die rue Bergère, dann rechts... )

 

Die Kirche Saint-Eugène, 6 rue Ste-Cécile et rue du Conservatoire, 9. Arr.
(Metro Bonne Nouvelle)
Die Kirche wurde 1855 von Louis-Auguste Boileau errichtet. Sie ist ein typisches Beispiel für den eklektischen Stil des 19. Jh.: eine Anleihe von verschiedenen Elementen aus der Architekturgeschichte, ohne Neues beizutragen. Die Baustruktur ist aus Gusseisen, der Stil ist aber vor allem neogotisch. Die Schmuckelemente des Kircheninneren sind "polychrom" , also in vielen Farben gehalten. 

(Weiter über die rue du Conservatoire, dann nach rechts in die rue Richer bis zur rue d'Hauteville...)

3- Kinderkrippe mit  60 Plätzen, 53 rue d'Hauteville
(im Hofbereich)
(Architekten Marc Beri und Philippe Gazeau, 1988)
Da die Pariser Architektur sich vor allem mit Fassaden befasst, hat sie sich  wenig für das Innere der Bauinseln interessiert, die so oft nur von Zufälligem angefüllt sind. Hier nun wollten die Architekten ein "freundliches und helles" Haus bauen das "mit großen und kraftvollen Scheiben" aus der Erde entspringt, ganz aus Backstein in Anlehnung an die benachbarten Gewerbebauten. Die Anordnung der Innenräume erfolgte entsprechend ihrer Helligkeit (gedämpftes Licht für die Ruhewaben im Süden) (Abb. rechts)

Das Haus Nr. 58 gegenüber ist das hôtel de Bourrienne von 1788. Dieses Palais zeigt ein reiches Dekor im antikisierenden Stil des Directoire. Am Ende des Gartens befindet sich eine Gießerei für die Lettern des Buchdrucks (geöffnet Juli bis Oktober am Samstag und Sonntag von 13.00 bis 19.00, sonst nach Vereinbarung Tel. 01 47 70 51 14)
(Weiter über die rue d'Hauteville...)

4- La rue de Paradis
In der "Paradiesstraße befindet sich die Pariser Hochburg für Kristallglas, Porzellan und Fayence : in ihr trifft man auf das Baccarat-Museum aber auch auf das Zentrum der Tischdekoration. In jenen modernen Gebäuden hinter der alten Fassade Hausnr. 30 sind die großen Namen des Porzellan und des Glases vereint, dank der Nähe des Ostbahnhofs (gare de l'Est), wo heute noch wie früher die Produkte aus den Manufakturen Lothringens eintreffen.

Das Baccaratmuseum, 30 b (bis) rue de Paradis (www)
(Metro Poissonnière oder Gare de l'Est) (Tel. 01 47 70 64 30, geöffnet 9.00-12.00 und 14.00-17.00 außer Sonntag, am Samstag ab 10.00)
Neben dem Verkaufsraum für die Kristallwaren der Baccarat-Manufaktur befindet sich das Baccarat-Museum. Es befindet sich in einem Bau von 1857, der noch seine ursprüngliche Dekoration zeigt. Seit dem Besuch von König Charles X in Lothringen beliefert die Manufaktur Staatsoberhäupter, Botschaften, königliche und kaiserliche Häuser. Das Museum zeigt persönliches Tafelgeschirr der gekrönten Häupter sowie die schönsten Lüster, Vasen, Parfumflakons aus den Werkstätten Lothringens. 

Unter der Hausnr. 18 fällt ein ehemaliges Geschäft für Fayencen ins Auge, das mit Keramikbildern bedeckt ist. 
(Man geht dei gegenüberliegende Strasse "rue Martel" hinab und wendet sich dann nach links in die "rue des Petites-Ecuries"...)

Umbau einer Druckerei, 9 rue des Petites-Ecuries
(Metro Château-d'eau)
(Architekt Jean-Jacques Ory, 1980)
Die beiden neuen weißen, wie zufällig zusammengewürfelten Fassaden, "befreien sich aus der industriellen Nüchternheit der alten ersten Etage aus Backstein". Die Erkerfenster  (bow-windows) und die weißen Kacheln "greifen nach unten aus wie ein Verband, die die beiden Architekturstile zusammenklammert".

man wendet sich nach rechts in die rue du Faubourg Saint-Denis. Gleich rechts, Hausnr. 63 öffnet sich der Hof cour des Petites-Ecuries : die  Brasserie Flo  zeigt noch ihren Dekor von 1910 (5). Weiter auf der "rue du faubourg Saint-Denis". (Etwas weiter beginnt links die Brady-Passage...)(Vorher kann man am Ende der Strasse innehalten für...)

Die beiden Triumphbögen
(Metro Strasbourg-Saint-Denis)

Die beiden auf Geheiß Ludwigs XIV errichteten Triumphbögen erinnern an seine Siege : Ab 1670 erlaubt die Sicherung der Grenzen im Norden und im Osten die Niederlegung der Befestigungsanlagen rund um Paris; Sie wurden von nun an durch eine Promenade ersetzt, die dann im 19. Jh. in die großen Boulevards umgewandelt wird. Die beiden Triumphbögen, die seit dem 17. Jh. den Eingang zur Stadt eher symbolisch markieren, dienten deshalb nur einen dekorativen Zweck. Die Skulpturen und Flachreliefs feiern den König als Kriegsherren.

6- La porte Saint-Denis  

Das St.-Denis-Tor  wurde 1672 von Blondel im Auftrag der Stadt Paris errichtet. Die Seiten wurden gegen den Willen des Baumeisters mit schmalen Öffnungen versehen, um den Verkehr zu erleichtern. 

Das Flachrelief auf der Südseite stellt den Übergang über den Rhein dar, dazu allegorische Darstellungen des Rheins und des besiegten Holland (mit den Zügen einer trauernden Frau). An der Nordfassade unterwirft der König die Stadt Maastricht.

 

La porte Saint-Martin.

Das St.-Martins-Tor wurde 1674 von der Stadt erbaut. Eine lateinische Inschrift über der Südfassade erinnert an : "Ludwig den Grossen, der die deutschen, holländischen und spanischen Armeen besiegte : der Vogt der Kaufmannschaft und die Schöffen von Paris". Die beiden Flachreliefs der Südseite zeigen die Eroberung von Besançon und den König, der den nackten Herkules niederwirft, Symbol der Dreierallianz. Auf der Nordseite sieht man die Einnahme von Limburg und die Niederlage der Deutschen.

7- Das Fächer-Museum- Das Atelier Hoguet, 2 boulevard de Strasbourg
(Metro Strasbourg Saint-Denis) (Tel. 01 42 08 19 89, geöffnet am Dienstag 14.00-17.00 außer im August)
Das Museum belegt einen Ausstellungsraum aus Nussbaum, der für die Weltausstellung von 1876 entworfen wurde. Es beherbergt 400 Fächer vom 17. Jh. an bis heute. Die ehemaligen Hoguet-Werkstätten haben 1993 diese Lösung gefunden, um sie vor ihrem Verschwinden zu retten. Freilich arbeiten die Werkstätten weiter. Sie fertigen oder restaurieren noch immer 300-400 Fächer im Jahr für die großen Modehäuser und das Theater.

8- Die Brady-Passage, 46 Faubourg Saint-Denis
(Metro Strasbourg Saint-Denis oder Château d'eau)
Ursprünglich war die 1828 erbaute Laden-Passage auf Textilien spezialisiert. Seit 1970-1980, dient sie dem Handel mit Waren aus Indien und Pakistan : Restaurants, Lebensmittelgeschäfte und Frisöre beleben die Passage mit indischen Düften und Klängen. Um den baulichen Zustand zu verbessern, hat die Stadt ein Förderprogramm aufgelegt, das die Eigeninitiative der Eigentümer anregen soll.
Wenn man der Passage folgt kommt man zum
Splendid ; noch etwas weiter befindet sich die Passage "du Marché".
Man findet im ganzen Viertel zahlreiche Frisörgeschäfte, die sich auf afrikanische Frisuren spezialisiert haben  

Auf beiden Seiten des Saint-Martin-Kanals  : vom Ost-Bahnhof zum Republik-Platz

(Start am Ostbahnhof. Abstecher links des Bahnhofs über die rue du 8 mai 1945...)
Der Saint-Quentin - Markt, 85 b (bis) boulevard Magenta und an der Kreuzung mit der la rue de Chabrol
Konstruktion aus rosa Backstein mit Arkaden aus grünem Eisenguss. Das Zentrum des Markts macht den Eindruck eines Dorfplatzes.

(Unmittelbar rechts...)
9- Couvent des Récollets
Das Kloster der Bettelmönche ist eine Gründung von Maria von Medici vom Anfang des 17. Jh. Es wurde Anfang des 19. Jh. zu einem Krankenhaus, dann 1926 für die Erweiterung des Bahnhofs zur Hälfte abgerissen, schließlich 1968 als veraltet geschlossen. Als Staatseigentum wurde ein Teil des Geländes für die Erweiterung des Krankenhauses von Saint-Louis verwendet, ein anderer 1983 für die Gründung der Architekturschule von Paris-Villemin. Im Jahr 1991 zogen etwa dreißig Künstler ein, doch diese "Engel des Klosters der Recollets" wurden 1992 nach einem Brand manu militari verjagt. Jetzt soll das alte Kloster jedoch "rehabilitiert " und einer neuen kulturellen Aktivität gewidmet werden. Geplant ist ein internationales Gästehaus für 88 Künstler und Wissenschaftler aus aller Welt, sowie ein "interaktives kulturelles Projekt. Das Ministerium für öffentliche Einrichtungen (ministère de l'Equipement) als Eigentümer hat  im Jahr 2000 die RIVP, die Immobilienverwaltung der Stadt Paris, mit den erforderlichen Arbeiten beauftragt. Das wiederum beunruhigt die Bürgerinitiativen, die Zweifel an der kulturellen Eignung der RIVP haben. (Abb., auch unten, rechts vom Bahnhof).

10- Gare de l'est
Der Ostbahnhof wurde im 2. Empire (Napoleon III.) gebaut und gegen 1920 durch Bernaut nach dem Muster der ursprünglichen Haupthalle erweitert: der Beton wurde mit Naturstein aus der Bourgogne verkleidet, die Seiteneingänge tragen schmiedeeiserne Verzierungen, die Scheiben und die Marquisen entsprechen einem nordisch angehauchten "Art nouveau". Die alte Fassade in der Sichtachse des Boulevard de Strasbourg stellt heute nur noch den linken Flügel des erweiterten Gebäudes dar. Erhalten blieb auch die Treppe zum Bahnhof (schmiedeeiserne Verzierungen und Laternen) sowie das Mosaik in Form eines Blumenkorbs. An der Fassade erheben sich zwei Statuen, Symbole der Städte Straßburg und Verdun. Im Hof des linken Flügels zeigt ein großes Gemälde die Abfahrt der wehrpflichtigen Soldaten in den ersten Weltkrieg (Abb. unten)

Das Viertel um den Ostbahnhof 

Das Viertel war traditionell das Quartier der Elsässer und Lothringer in der Hauptstadt (ebenso ist der Montparnasse-Bahnhof das Viertel der Bretonen). 

Davon zeugen die vielen "Brasserien"  (Bierausschank) und die Straßennamen. Die rue de Paradis steht dabei für die Glas- und Kristallwaren aus Lothringen. 

11- Jardin Villemin, 8 rue des Récollets
(Eingang auch gegenüber dem Bahnhof )
Als der ehemalige Klostergarten 1977 öffentlich zugänglich wurde, war er über mehrere Jahre ein Gegenstand des Streits: die Stadt hatte einen Teil des Gartens einem Immobilienhändler überlassen, doch die Anwohner verhinderten die Einrichtung einer Baustelle so lange, bis 1991 das Verwaltungsgericht die umstrittene Bauerlaubnis annullierte. Seither hat das Pariser Rathaus den Garten etwas vergrößert, der sich zum "Saint-Martin-Kanal" hin öffnet. Zur Zeit werden seine Ränder bebaut. (Man kann den Kanal "Saint-Martin" überqueren oder einen Abstecher über die Strasse  rue Louis Blanc machen ...)

(Abstecher : zurück über die rue du Faubourg Saint-Martin bis zur Kreuzung mit der rue Louis Blanc...)
12- Das Arbeitsgericht des Conseil des Prud'hommes de Paris, 27 rue Louis Blanc
(Metro Louis Blanc)
(Architekt Jacques-Henri Baju, 1990)
Der Architekt wollte diesen Ort, an dem Arbeitskonflikte geschlichtet werden, zu einem "öffentlichen Denkmal" machen (große, monumentale Fassade: zum Himmel geneigte Glasfront, solide Materialien wie grau-blauer Marmor und grüner Granit) aber auch zu einem "offenen Ort" : die transparente Fassade ist gleichsam eine "Ausstellungsvitrine des Rechts das sich soeben verwirklicht". Der Architekt hat auch die Inneneinrichtung und das Mobiliar geschaffen.


(Man wendet sich nach rechts zum canal Saint-Martin, den man überquert...)
13- Altersheim und Kindergarten, 126 quai de Jemmapes
(Architekt Michel Duplay, 1985)
In der Absicht, "zu einer "zeitgenössischen Neuinterpretation der Pariser Architektur" zu kommen, verwendet der Architekt bow-windows (Erkerfenster. Sie dienen den alten Menschen als Wintergärten und den Kindern als Gartenbeete). Weiter wurden Materialien verwendet "die an den Geist der place des Vosges anknüpfen" (weißer Beton, grau-blaues Zink und rosa Backstein), die aber auch zu den benachbarten Werkstätten passen.

Ein Beispiel dafür ist die Werkstatt zur Herstellung von Tagebüchern in der Form von Ziegeln, die sich unmittelbar davor bei Hausnr. 130 befindet.

Der Saint-Martin-Kanal
Bereits von Napoleons beschlossen wurde der Kanal schließlich 1825 für die Trinkwasserversorgung der Stadt in der Verlängerung des Ourcq-Kanals gegraben. Früher bildeten Färbereien, Papier- und Keramikfabriken ein Arbeiterviertel, das Marcel Carné in seinem Film Hôtel du Nord zu neuem Leben erweckte. Zu Beginn der 1970er Jahre gab es Pläne, den Kanal für eine Autobahn durch Paris zu opfern. Doch der Widerstand der Anwohner und der Einspruch von André Malraux konnten es verhindern. Heute wird er von Wanderern und Radfahrern belebt, besonders an den Sonntagen. Auffällig sind Drehbrücken (rue Dieu), hochgewölbte Brückenübergänge  und 9 Schleusen, vor denen die Kähne warten, die aus Richtung der Häfen Port de l'Arsenal oder Port de la Villette kommen.

14- Hôtel du Nord, 102 quai de Jemmapes
(Metro Gare de l'Est)
Die Fassade ist alles, was von dem originalen Hotel noch geblieben ist. Das Innere wurde völlig neu gestaltet. Der berühmte gleichnamige Film von Marcel Carné und die Replik der Arletty ("Atmosphäre...") wurden denn auch im Studio gedreht.

(Kurzer Abstecher zurück über den Kanal zum...)
15- Schulzentrum, 10 rue de Marseille
(Metro Bonsergent)
(Architekten Lionel und Daniel Brandon, 1939)
 
Die zweite Welle der Schulbauten (nach denen von Jules Ferry vom Ende des 19. Jh.) wurden gleichsam als "Baudenkmäler der Stadtviertel" errichtet. Es sind Bauten, deren Volumina sich klar von denen der benachbarten Häuser absetzen. Eine städtebauliche Verbesserung ist es, dass der Schulhof sich nun zur Strasse hin öffnet (um Freiraum und Grün zu schaffen). Die Bauausführung ist sehr sorgfältig: dekorative Backsteinverkleidung über der Struktur aus Stahlbeton, tonnenförmige Terrasse  (kreisrunde, mit Pflanzen überwachsene Konstruktion), schmiedeeisernes Tor.

(Nach links in die /oder weiter auf der rue de la Grange-aux-Belles...)

Hausnr 12 der rue de la Grange-aux-Belles, ist die chapelle Saint-Louis. Die Kapelle zum Heiligen König Ludwig ist in schlechten Zustand, kann aber dennoch besichtigt werden (täglich von 14.00 bis 17.00, außer an Samstagen).

Die Hausbesetzerszene (Squat) der rue de la Grange aux Belles, 31 rue de la Grange aux Belles (www)
Etwa fünfzehn Künstler hatten ihre Ateliers seit 1995 in einem verlassenen Gebäude eingerichtet. Sie schlugen unter anderem vor, eine Kunstgalerie zur Ausstellung von Bildern (Parisquart), eine Bibliothek und zahlreiche Mosaikdekorationen zu schaffen. Schließlich wurden sie aber im Frühling 2000 ausquartiert.

16- Das Krankenhaus Hôpital Saint-Louis, 2 place du Docteur-Alfred-Fournier oder 16 rue de la Grange-aux-Belles (www)
(Metro Goncourt oder Colonel Fabien)
Zutritt vom Platz : "place du Docteur-Alfred-Fournier" aus. Nachdem man die alten Rechteckanlage durchquert hat, erreicht man die Neubauten. Das Saint-Louis-Hospital wurde 1607 auf Geheiß von König Henri IV begonnen, zählt zu den ältesten Bauwerken der Klassik und gehört der gleichen Epoche an wie die einstigen Königsplätze der place Dauphine und place des Vosges. Es wird von einem großen Rechteck gebildet, aus dem sich die Pavillons im Zentrum und an den Ecken hervorheben, alles errichtet aus weißem Naturstein, rotem Backstein und blauem Schiefer. Die Anlage befand sich außerhalb der Stadtmauer, um die Pestkranken besser isolieren zu können. Das Spital zählt zu den historischen Baudenkmälern und wurde umfassend restauriert. Die historische Wiederherstellung der Gartenanlagen ist noch im Gange. Der Neubau wurde  auf dem einstigen Pestfriedhof leicht vertieft angelegt, um seinen ehrwürdigen Nachbarbau nicht zu beeinträchtigen; er ist ebenfalls in den Farben rosa und weiß gehalten. Die monumentale Eingangshalle zeigt sich im Schmuck zeitgenössischer Werke : mehrfarbige Lichtmasten (de Rougemont), ein Brunnen aus Kristall (Blondel), ein Farbfenster (Grataloup). (Die Architekten waren Daniel Badani und Pierre Roux-Dorlut, 1989). Hier vom Saint-Louis-Hospital ging Ende des 19. Jh. die moderne Dermatologie aus. Das Museum der Hautkrankheiten erinnert noch heute daran.

Das Museum der Wachsnachbildungen über die Hautkrankheiten, 2 place du Docteur-Alfred-Fournier
(Metro Goncourt und Colonel Fabien) (Tel. 01 42 49 99 15, Besichtigung von Montag bis Freitag nach Voranmeldung)
Die moderne Dermatologie nahm Ende des 19. Jh. ihren Ausgang vom St. Ludwig-Hospital. Einer der Ärzte beschloss 1865, ein Museum der Hautkrankheiten zu schaffen. Zur Ergänzung der Zeichnungen beauftragte das Krankenhaus einen Künstler, Nachbildungen aus Wachs anzufertigen, die für die Ausbildung der Studenten besser geeignet waren. An diesem Ort fand auch 1889 der erste internationale dermatologische Kongress statt. Die Wachsimitationen waren bis 1960 in Gebrauch. Auf eine manchmal etwas befremdliche Art gibt das Museum Zeugnis von den empirischen Fortschritten der wissenschaftlichen Medizin.

(Weiter in nördlicher Richtung zum Platz des  colonel Fabien und zum Park der  Buttes-Chaumont...)

(nach rechts...) An der Kreuzung mit der rue Juliette Dodu trifft man auf mehrere zugemauerte Fenster.
(Weiter auf der rue Saint-Maur. Man kann einen Abstecher nach links machen, doch ist der Hof meist geschlossen ...)

Umwandlung einer Wäscherei in 14 Privatwohnungen, 8 b (8bis) rue du Buisson Saint-Louis
(Architekt Bernard Kohn, 1984)
Mehrere Familien hatten gemeinsam eine ehemalige Wäscherei am Grunde eines Hofes gekauft, deren Holzstruktur aber erhalten werden musste. Das gemeinsame Projekt wollte jedoch den Eindruck eines kollektiven Einheitsbaus vermeiden. Die Anlage wurde deshalb um eine innenliegende Passage (zwischen den Strassen "rue du Buisson Saint-Louis" und "rue du Faubourg du Temple") herum gruppiert : zu ihr hin öffnen sich die Wohnungen und die Gemeinschaftseinrichtungen (Spielzimmer.)

(An der Kreuzung mit der rue du Faubourg du Temple...)
17- Wohnungsbau, 176 rue Saint-Maur, 11è
(Metro Goncourt)
(
Architekt Lucien Lambion?, gegen 1929)
Die Lage auf einem Hügelvorsprung am Rande der Höhe von Belleville führte dazu, dass der Bau in der Art eines Beobachtungspostens entworfen wurde: Alle Fenster sind unterschiedlich gestaltete bow-windows (Erkerfenster).

(Erholungsheim, 18-20 rue de l'Orillon, 11. Arr. : interessantes modernes Bauwerk)

 

(Nach rechts in die rue de la Fontaine-au-Roi...)

18- Ecole d'enseignement tertiaire, 8 bis rue de la Fontaine-au-Roi, 11è
(Architekten Loïc Jauvin und Thierry Wiet, 1991)
Absicht der Architekten war es, das öffentliche Gebäude einer berufsbildenden Schule auf eine zugleich "moderne und diskrete" Weise in ein Wohnviertel zu integrieren. Deshalb greifen die "Stege" (hier Balkone wie die Verbindungswege im Schiffsbau) die Linienführung der Nachbarfassaden auf, indes die Fassade selbst bogenförmig geschwungen ist. Dieser Spannungseffekt - "wie ein Bogen und seine Sehne" - wird unterstrichen durch die Geländer aus Metallkabeln, ebenfalls wie bei der Marine. Das Halbrund im Zentrum der Fassade nimmt die Treppen auf. Es bildet auch den Kern, an dem die Plateaus (Fußböden) der Hörsäle aufgehängt sind, die an der Fassade in Form eines schmalen, aluminiumumhüllten Grates erkennbar sind. Diese Plateaus sind frei formbar, das heißt man kann sie nach Belieben einrichten.

An der Einmündung der " rue du Faubourg du Temple" : Hausnr. 37, sieht man die geometrische Fassade des früheren Eisstadions im Stil des "Art Déco", das jetzt in ein Theater umgewandelt wurde; Die Fassade zeigt Arabesken aus kleinformatigen Kacheln und als Flachrelief einem ruhenden Elefanten.

An der Kreuzung mit dem Boulevard Jules Ferry wurde ein langgezogener
square (19), Stadtgarten, angelegt, den eine Statue der Grisette schmückt : es ist eine junge Näherin aus der Zeit um 1830; mit einem breitkrempigen Hut am Arm, wie sie ihre Schürze voller Blumen vorzeigt. Ihr gegenüber sieht man die Büste des Schauspielers Frédérick Lemaître : dieser feierte Triumphe in den Melodramen der Theater am "boulevard du Temple", jenes "Boulevard des Verbrechens", der in dem Film "Die Kinder des Paradies" (les Enfants du Paradis) eine Rolle spielt. Der Film von Marcel Carné zeigt ja gerade die Zeit zu Anfang des 19. Jh. Der Boulevard selbst wich in der Haussmannzeit zum Teil der "place de la République".

Place de la République
Napoleon III ersetzte die "laterna magica" von Daguerre durch die Kaserne von Vérines, ein volkstümlicher aber auch widerspenstiger Wachtposten am Eingang nach Paris. (auf der rechten Seite wenn man von der rue du Faubourg du Temple her kommt). Gabriel Davioud musste genau gegenüber im gleichen Stil das Kaufhaus der Magasins réunis errichten (1868, heute belegt von Habitat, Go Sport) ; doch Davioud durchbrach den klassischen "Steinvorhang" der Fassade mit Hilfe großer Fensteröffnungen, die sich im Rhythmus ihrer Pilaster  bis zur zweiten Etage hinauf schwingen.
Die Mitte des Platzes beherrscht seit 1884 die Symbolfigur der Republik in Bronze, hier erstmals mit der Phrygiermütze der Revolution. Sie trâgt in den Händen einen Olivenzweig sowie die Menschenrechte. Ihr zu Füssen sitzen die Freiheit, die Gleichheit und die Brüderlichkeit ; das löwengleiche Volk lagert vor der Urne des allgemeinen Wahlrechts.

(Fortsetzung über den Boulevard Richard-Lenoir und mit dem 11. Arrondissement...)

Associations du 10è
(Bürgervereinigungen im 10. Arrondissement)

Mairie du 10è
(Bürgermeisteramt des 10. Arrondissement)
Tony Dreyfus (PS), 72 rue du Faubourg Saint-Martin, 75 475 Paris cedex 10, métro Château-d'eau, Tel. 01 53 72 10 10 ("cedex" = Postfach)

Das 10. Arrondissement in Zahlen

Statistik der Volkszählung von 1990
Erhebung des l'INSEE im 1. Quartal 
Zahlen für den
 10. Bezirk (Arrondissement)
Zahlen für Paris Zahlen für den Großraum Paris
Gesamtbevölkerung 90 120 2 151 245 9 316 656
Einwohner nach Alter (in %)
0-19 Jahre
20-39 Jahre
40-59 Jahre
60-74 Jahre
+ 75 Jahre

19,1
39,6
23,8
10,4
7,1

18,6
35,9
24,7
12,2
8,5

25,5
33,8
24,7
10,2
5,7
Familien (Ehepaare und Kinder)
davon Kinder

Einzelhaushalte (in % der Haushalte)
Zahl der Menschen pro Haushalt
59 912
20 552

48,4
1,95
1 423 932
491 292

49,8
1,92
7 486 068
2 920 272
33,2
2,41
Beschäftigtenquote (in %)
davon arbeitslos
64,6
11,9
60,9
9,7
62,5
9
Die Haushalte in gesellschaftlicher und beruflicher Hinsicht (Haushaltsvorstand) (%) selbständige  Landwirte
Handwerker
, Handeltreibende, Leiter von Betrieben
Leitende Positionen in geistigen Berufen
Mittlere Angestellte und Beamte
Angestellte
Arbeiter
Rentner, Pensionäre

Andere
(Schüler, Studenten, Familienangehörige)


0
6
18,9
14,2
15,2
16,4
21,1

8,2


0
5,5
23,4
13,9
13,8
10,5
23,4
9,4


0,1
5,3
18,4
16,3
14,2
17,4
22,3
6,0
Status der Wohnraumbelegung
durch die Haushalte (in %)
Selbstgenutztes Wohneigentum
Mieter
Kostenlose Wohnraumnutzung

Wohnungen ohne Komfort
___ (ohne Bad und  Innen-WC )


30,3
60,2
9,5
12,8


28,3
63,0
8,7
8,1
 

40,2
54,0
5,8

3,9

Haushalte ohne Auto (in %)
Berufstätige, die in Paris arbeiten 
___ (bei Großraum Paris am Wohnort)
61,9
75,3
53,7
72,9
34,5
33,9

Internet-Seiten zum 10. Arrondissement

[Zurück zum Stadftplan von Paris balades]
© 1997-2001 Dessillages, alle Rechte vorbehalten
© 2003 deutsch h.hammer.berlin@gmx.de