Von Saint-Michel zum Panthéon :
das traditionelle "quartier latin" Kleine Geschichte des "quartier latin"
(Das alte Universitätsviertel, "Lateinerviertel") Die
alten Sträßchen des „quartier latin“ sind heute voll von griechischen
Restaurants, Schnellimbissen, Modeboutiken. Das studentische
Leben, das mit seinen Wurzeln bis ins Mittelalter reicht, ist aber immer
noch in den Cafés, den Buchläden und den Filmklubs lebendig.
Zwei Traditionen haben das quartier latin geprägt, eine kirchliche und
eine universitäre. Schon im 6. Jahrhundert soll Chlodwig oben auf der
Anhöhe ein Heiligtum gegründet haben, aus dem sich später die Abtei
„Sainte-Geneviève“ entwickelte. Im 12 Jh. kam die Abtei Sankt Viktor
hinzu. Im Umkreis dieser beiden Abteien entstand eine Vielzahl religiöser
Gemeinschaften. Die intellektuelle Tradition beginnt mit dem Zuzug
der abtrünnigen Lehrmeister aus der „Cité“. Der Kanzler von
Notre-Dame, der die Aufsicht über den Unterricht hatte, legte ihnen gewisse Zwänge auf, die Abélard und andere veranlassten,
sich außerhalb seines Zuständigkeitsbereichs niederzulassen und ihren
Unterricht in den Scheunen und Ställen an den Hängen des
Sainte-Geneviève-Höhe fortzusetzen. Im Jahr 1215 verlieh der Gesandte des Papstes der
Universität
ihre Statuten. Die Kirche, die damals das Wissen und die Lehre verwaltete,
spricht Latein und mit ihr die Universität. Die Studien beginnen im Alter
von etwa 14 Jahren mit den antiken "artes liberales", nämlich
der Grammatik, der Rhetorik, der Dialektik , der Arithmetik und der
Geometrie, der Musik und der Astronomie. Nach dem Abschluss dieser Studien
durch das Baccalaureat konnte man dann kanonisches Recht (Kirchenrecht),
Theologie oder Medizin studieren. Ab 1250 entstehen mehr als 60
Kollegien, die 700 „Scholaren“ aufnehmen und ihnen Unterkunft,
Verpflegung und „Repetitorien“ sichern. Am berühmtesten wurde die
„Sorbonne", das von Robert de Sorbon 1257 gegründete Kolleg, das
im 19. Jahrhundert erneuert wurde. Ab 1530 wurden in dem Viertel weitere
wissenschaftliche Einrichtungen gegründet: im 17. Jahrhundert das „Collège
de France“ und das Observatorium (Das "Collège de France" ist
das Nationale Wissenschaftskolleg mit den bedeutendsten Vertretern der
einzelnen Fachgebiete), dann durch die Revolution die „Grandes écoles“
(die Elite-Fakultäten Frankreichs speziell für die höchsten Staatsämter und die Lehre), durch Napoleon schließlich die großen
Lyzeen.
1-
Fontaine Saint-Michel () Das Quartier wurde um 1850 von Haussmann völlig neu
gestaltet. Für den Präfekten des Departement „Seine“ in der Zeit des
zweiten Empire (Napoleon III., 1852-1870) kam es vor allem darauf an,
mittels neuer Straßendurchbrüche in Form großer geradliniger Avenuen,
gesäumt von Baumreihen und Gebäuden aus behauenem Naturstein, die
heraustagenden Punkte der Stadt durch Sichtachsen miteinander zu verbinden. Nun
war aber die Perspektive des Boulevard du Palais von der „Cité“ her durch den neuen Boulevard
Saint-Michel unterbrochen, da er nicht in der
gleiche Achse verlief. Haussmann beschloss deshalb, den 'St.
Michaels-Brunnen' zu errichten, um auch dieser Perspektive einen Haltepunkt zu
geben. Davioud
erhielt 1860 den Auftrag. Duret schmückte den Brunnen mit der Statue des
hl. Michael als Drachentöter
Buchhandlung Librairie Gibert-Jeune
Das
Quartier
Saint-Séverin Die rue de la Huchette, rue Saint-Séverin
und rue Galande zeigen noch ihren Verlauf aus dem Mittelalter. Die Häuser freilich sind aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Die Straßen
wurden 1972 in Fußgängerzonen umgewandelt und sind seither von
Touristen und griechischen Restaurants belebt. Hier im Viertel entstand
einer der ersten Jazz-Clubs, der Caveau de la
Huchette (Huchette-Keller). In einem kleinen Theater namens „Petit théâtre de la Huchette“
werden seit 41 Jahren die Stücke von Jonesco aufgeführt. Charmant ist
der kleine Platz zwischen der rue de la Bûcherie und der rue des
Grands-Degrés.
2- Eglise
Saint-Séverin, 1 rue
des Prêtres-Saint-Séverin (Tel. 01 43 25 96
63, geöffnet 11.00-20.00, Sonntags 9.00-21.00) Die
1495 wiederaufgebaute
Severinskirche ist ein schönes Beispiel der Spätgotik im
Flamboyant-Stil. Das git
besonders die „Palmenreihe“ aus Stein und der Pfeiler, um
den sich die 14 Gewölberippen der Apsis winden. Im Turm hängt die älteste
Glocke von Paris (1412).
Saint-Julien-le-Pauvre,
square Viviani (geöffnet 9.00-13.00 und 14.30-18.30) Die
Kirche zu St. Julian dem Armen
steht in der Nachfolge eines Gebetsraumes des 6. Jh., der an der Pilgerstraße nach Santiago di Compostela
stand. Später
wurden eine Kirche und ein Hospiz für mittellose Pilger und Reisende
errichtet. Die heutige Kirche macht noch heute den Eindruck einer
gotischen Dorfkirche mit deutlich spürbaren romanischen
Zügen. So sind die kräftigen Strebepfeiler der kleinen runden Apsiskapellen typisch für das
12. Jahrhundert. Im 17. Jh. war die Kirche so verfallen, dass einige Teile
abgerissen wurden. Die Revolution nutzte sie als Salzspeicher. Seit Ende
des 19. Jh. dient sie dem griechisch-melchitischen Ritus.
Auf den Vorplatz steht einer der
ältesten
Bäume von Paris, eine Robinie
aus dem Jahr 1620.
3-
Musée des collections historiques de la
préfecture de police , 1
bis rue des Carmes
(musée des collections historiques de la préfecture de police) (Metro
Maubert-Mutualité) (Tel.. 01 43 29 21 57 oder 01 44 41 52 50, geöffnet
9.00-17.00 außer Sonntag, am Samstag von 10.00-17.00
Im Museum der historischen Sammlungen
der Polizeipräfektur kann man die geheime königliche Haftbefehle sehen (lettres de
cachet), die es dem König erlaubten, jedermann nach Belieben zu
verhaften. Weiterhin entdeckt man Dokumente über berühmte historische Prozesse: Ravaillac, Calas,
Landru usw. Eine außerordentlich reichhaltige Bildersammlung zeigt unter
anderem Pariser Gefängnisse, berühmte Kriminelle, Uniformen der
berittenen und der sonstigen Polizei. Ein Teil des Museums ist der
Befreiung von Paris am Ende des Zweiten Weltkriegs gewidmet, ein weiterer der wissenschaftlichen Polizeiarbeit (Polizeilabors...).
4-
Piscine
Pontoise, 19 rue de Pontoise (www) (Metro
Maubert-Mutualité) (Tel.. 01 43 54 06 23, geöffnet abends bis
Mitternacht, es werden Taufen organisiert)
(Architekt L. Pollet, 1933)
Hübsches
Bad mit 33 m Becken: gesäumt von blauen und weißen Kabinen über zwei
Etagen und erhellt von einer großen Glaswand. Im Becken des Pontoisebads
wurde die Schwimmszene mit Juliette Binoche für den Film „Bleu“
von Kieslowski gedreht.
5-
Musée
de l'assistance publique-hôpitaux de Paris, 47 quai de la
Tournelle
(Metro Maubert-Mutualité) (Tel.. 01 46 33 01 43)
(geöffnet
10.00-17.00 außer Sonntag, Montag, geschlossen im August) Le Vau oder Mansart
sind möglicherweise die
Architekten des Hauses von 1630, in dem heute das Museum der Öffentlichen Krankenfürsorge und der
Hospitäler von
Paris die Geschichte
der Pariser Krankenanstalten zeigt. Sie beginnt mit den ersten Hospitälern,
in denen bedürftige Kranke von Klosterangehörigen gepflegt wurden. Das
Hospital „Necker“ von 1776 ist ein Vorläufer des modernen
Krankenhauses mit einem Behandlungszentrum. Gezeigt werden medizinische
Errungenschaften, medizinische Gerätschaften, wie sie im 19. Jh. üblich
waren, Chirurgenbesteck, verschiedene Arten von Babyfläschchen... Die
Apotheke beherbergt eine schöne Sammlung von Apothekertöpfen. Ein
„cabinet de l’amateur“ erinnert an die „Kuriositäten-Kabinette“
des 17. Jh., in denen die Bürger mehr oder weniger künstlerische und
wissenschaftliche Gegenstände zusammenbrachten.
6- Ecole
supérieure des travaux publics,
57
Boulevard Saint-Germain (www)
(Architekten
Joannès Chollet und Jean-Baptiste Mathon, 1936)
Die Hochschule für das staatliche Baumwesen befindet
sich in einem Bau aus den 1930er Jahren, der durch die Behandlung der
Bauvolumina und durch das Spiel der vertikalen und horizontalen Linien auf
sich aufmerksam macht. Um sie in der Backsteinfassade zur Geltung zu
bringen, sind breite
und tiefe Aushöhlungen gegen die vertikalen Pilaster gesetzt. Die Wirkung einer Rotunde an der Straßenecke wird
dagegen durch
breite, horizontale Fenster verstärkt, deren tragende Pfosten in das
Innere des Baus gelegt sind. Die Fensterausschnitte sind mit einem künstlichen
Material eingefasst („Lap“), das an schwarzen Marmor erinnert.
Thermes
de Cluny
Die Cluny - Thermen
sind
eine der
drei Badeeinrichtungen aus dem Lutetia des 2. Jh., dem römischen Vorläufer
des heutigen Paris. Vom Boulevard Saint-Germain aus sieht man die zwei Palästren
(den Hallen für die körperlichen Übungen) und den großen Raum des
„Frigidarium“, des Kaltbades, mit seinen originalen Gewölben aus der
Römerzeit. Diese hielten auch dem Druck des Gartens stand, der im Mittelalter
über ihnen angelegt wurde. Wenn man das Innere des Cluny-Museums betritt,
kann man auch die Räume für das Warm- und das Heißbad sehen.
(Neu) Der Mittelaltergarten
des Cluny-Museums, Ecke Boulevards Saint-Germain
und Saint-Michel (Landschaftsarchitekten Eric Ossart,
Arnaud Maurière, 2000) Inspiriert
von der Pflanzenwelt, wie sei auf den Wandteppichen der Dame à la
Licorne (Dame mit den Einhorn) dargestellt ist, versuchten die
beiden Landschaftsarchitekten, eine mittelalterliche Atmosphäre zu
schaffen. Sie legten einen Garten mit den üblichen Arzneipflanzen an,
einen Liebesgarten mit den Düften von Nelken, Geißblatt und Feldthymian,
sowie einen Himmelsgarten, in dem Lilien und Blumen blühen, den Symbolen der Jungfrau Maria. Ein langgezogener "Brunnen mit
silbrigem Schilfrohr" (Brigitte Nahon) erzeugt zahllose
Widerspiegelungen der Pflanzenwelt ebenso wie des Cluny-Palais. Manche
Kritiker haben sich freilich gegen die Kosten (1,5 Millionen Euro)
aufgelehnt für ein Werk, das mehr an eine "Disneywelt" als an
das wirkliche Mittelalter erinnere. Die Gartenhistorikerin Monique Mosser
fügte dem an, dass die Bilderwelt aus dem 15. Jh., die uns heute zur Verfügung
steht, mehr "dem symbolischen Ausdruck verpflichtet ist, als einem
Handbuch der mittelalterlichen Gärtnerei".
7-
Hôtel de Cluny,
6 place Painlevé (Metrostationen:
Cluny-la Sorbonne)
Die Pariser Residenz der Äbte
von Cluny (in Burgund) wurde 1480 über den alten gallorömischen Thermen
errichtet. Der Bau zeigt einen Stil des Übergangs zwischen zwei Epochen.
Er verbindet: das überreiche spätgotische „flamboyant“-Dekor (die
Tiere der Wasserspeier!) und die Elemente eines Wehrbaus mit Zinnenmauer
und Wehrgang. Gerade Linien und ein regelmäßiger Plan nehmen bereits den
Klassizismus der Pariser Stadtpalais vorweg. So
liegt das Hauptgebäude („corps du logis“) zwischen Hof und Garten,
der Bau besitzt einen zurückgesetzten Flügel (allerdings nur einen) und
eine Einfassungsmauer trennt Hof und Straße. Der Zugang zum Gebäude lag
in dem außenliegenden Treppenturm, einem Kennzeichen der Residenzender
Oberschicht.
Das Museum des Mittelalters
im Hôtel de Cluny, 6
place Painlevé (www, www
speziell für Kinder) (Tel. 01 43 25
62 00, geöffnet 9.15-17.45 außer
Dienstag) (unter Tel. 01 53 73 78
00 wird man über das sehr vollständige Programm der Führungen
informiert)
(Tel.. 01
43 25 62 00, geöffnet 9.15-17.45 außer Dienstag)
Möbel,
Wandbespannungen, Tapisserien (Wandteppiche, darunter die berühmte
Dame mit dem Einhorn aus dem 15. Jh., beschwören das herrschaftliche
Leben des Mittelalters herauf. Die Ausstellung zeigt auch farbige
Glasfenster, religiöse Skulpturen und Gegenstände der Goldschmiedekunst.
In dem stimmigen und stimmungsvollen Rahmen werden die „poetischen
Stunden“ des Mittelalters veranstaltet. (Tel. 01 46 34 51 17)
Sport- und Wander-Artikel Au
Vieux Campeur
8-
Die Sorbonne, 47 rue des Ecoles
(www) (Metro Cluny-la Sorbonne,
Luxembourg)Ì Gegründet
im Jahr 1257, wurde das Kolleg des Robert de Sorbon im
Mittelalter zu einer weit berühmten Fakultät für Theologie. Sie zog bis
zu 10 000 Studenten an und tat es damit Oxford und Bologna gleich, den berühmtesten Universitäten
der Zeit. In der Renaissance blieb
sie freilich den neuen Ideen gegenüber verschlossen und hielt sich lieber
an ihre alten Privilegien, so dass sie zu
Gunsten der humanistischen Lehre des Collège de France
an Boden verlor. Kardinal Richelieu ließ 1642 die Bauten neu
errichten. Die Kapelle,
die er als seine Grabstätte plante, zeigt zwei einander
gegenüberliegende Fassaden: die eine bildet den Abschluss des Ehrenhofs, in
dessen Pflaster eine weiße, doppelt
gepunktete Line den Grundriss der alten Kirche der Sorbonne
anzeigt; die zweite Fassade öffnet sich zum Sorbonneplatz. In der Revolution wurde die Universität
geschlossen. Napoleon
ließ sie 1806 wiedererstehen, jetzt aber als eine weltliche Fakultät,
in der Guizot und Michelet als Professoren glänzten. Es ist schließlich
die junge Dritte Republik, die das neue Universitätsgebäude errichtet
(Henri-Paul Nénot, 1883-1901) und die
akademische Lehre erneuert. Die Statuen von Pasteur und Victor-Hugo auf beiden Seiten des Ehrenhofs symbolisieren diese Reform. Im Süden,
an der „rue Cujas“, liegt die alte Fakultät für Naturwissenschaften,
die einst durch die Türme der Physik und der Astronomie überragt wurde.
Die philosophische Fakultät im Norden öffnete sich zur rue des Ecoles.
9- Das Collège de
France, 11 rue
Marcelin-Berthelot (www) (Metrostationen Maubert-Mutualité,
Cluny-la-Sorbonne) (Tel. 01 44 27 10
27, am Eingang ist das Programm der Kurse erhältlich) François
I. gründete 1530 auf Anregung des Humanisten
Guillaume Budé das „Kollegium der Lektoren des Königs“ zur Förderung
der neuen Lehren, die von der mittelalterlich und scholastisch gebliebenen
Universität zurückgewiesen wurden. Wenn auch die Vielfalt der Lehrstühle
ständig angewachsen ist (Naturwissenschaften mit M. Berthelot und F.
Joliot-Curie, Human-Wissenschaften mit dem Anthropologen C. Lévi-Strauss),
so ist das Collège de France doch immer eine wissenschaftliche Institution ganz besonderer Art
geblieben. Es vergibt keine Diplome, die Professoren kommen nicht
unbedingt aus der Universitätslaufbahn und jedermann kann den Vorlesungen
beiwohnen. Die Gebäude wurden 1780 von Chalgrin neu errichtet
und Richtung rue Saint-Jacques durch
Letarouilly (1842) erweitert. Sie sind um zwei Höfe gruppiert, die
durch einen Portikus mit verzierten Arkaden voneinander getrennt werden.
Der Architekt Wilmotte wurde
neuerdings mit der Erneuerung des Inneren beauftragt.
Etwas weiter oben in „rue Saint-Jacques“ kommt man am lycée
Louis-Le-Grand (www)
vorbei, das Napoleon an der Stelle gründete,
wo das ehemalige Jesuitenkollegs von Clermont stand. Es zählt zu dem
Elitegymnasien des Landes.
(Weiter die „rue saint-Jacques“ entlang...)
10- Der Platz
des Pantheon
"Genovefa" inspirierte im 5. Jahrhundert den Widerstand der Pariser gegen
die Belagerung der Hunnen unter Attila. Auf der Höhe des „heiligen Hügels
des heidnischen Lutetia“ halten drei Gebäude die Erinnerung an die
Abtei der Heiligen Genoveva wach, die im Mittelalter eine bedeutende
wirtschaftliche und geistige Rolle spielte. Es sind dies der Chlodwig-Turm
(la tour Clovis), die Kirche Saint-Etienne-du-Mont und das Pantheon. Der Platz des Pantheon wurde von Soufflot
entworfen, um den Blick auf das Pantheon freizulegen: er wird von zwei Gebäuden mit
halbrunden klassischen Fassaden eingefasst. Die ab 1770 errichtete
Juristische Fakultät (faculté de droit) hat den Bau des Rathauses des 5.
Arrondissement beeinflusst (Architekt Hittorff , 1844)
Das
Pantheon (Metro-Stationen: Luxembourg, Cardinal-Lemoine,
Maubert-Mutualité) (Tel.
01 43 54 34 51, geöffnet 9.30-18.30
von April bis September, 10.00-17.00 im
Winter von Oktober bis März) Jacques-Germain Soufflot erhielt 1744 von König Ludwig XV. den Auftrag, die alte
Kirche St. Genevieve durch einen Neubau zu ersetzen. Soufflot war der
königliche Oberbaumeister und hatte den Ehrgeiz, verschiedene Traditionen
miteinander zu verbinden: die „Leichtigkeit der Gotik“, die er als
einer von ganz wenigen noch schätzte, den französischen Klassizismus,
der sein Erbteil war, und die „Herrlichkeit der griechischen
Architektur“, die er als erster in den antiken Tempeln Süditaliens studiert
hatte. Der Bau des Pantheon zeigt das griechische Kreuz als Grundriss, der
von
einer Kuppel gekrönt und von einem Portikus
eingeleitet wird,
ganz wie beim Pantheon in Rom. Da man zunächst den
Baugrund festigen musste, war die Kirche beim Ausbruch der Revolution eben
erst vollendet worden. Diese beschloss, die Kirche in eine Grablege
für große Persönlichkeiten umzuwandeln, etwa für Voltaire und
Rousseau. Quatremère de Quincy beseitigte alles religiöse Beiwerk und
mauerte die 42 Fenster zu, um die Wirkung eines Grabmals zu verstärken.
Man kann die Spuren dieser Veränderung noch am Außenbau erkennen. Das 19. Jh.
schwankte ständig zwischen einer bürgerlichen Bestimmung (Bürgerkönig
Louis-Philippe) und einer religiösen (die beiden Empires Napoleon I. und III.). Schließlich entschieden 1885 die
Bestattungsfeierlichkeiten für Viktor Hugo. Von nun war „der Bau endgültig
den republikanischen Liturgien gewidmet“ (wie der Guide
Gallimard feststellt). Die Krypta vereint die Grabmäler „den großen
Menschen geweiht durch das dankbare Vaterland“
Man kann auf die Galerie der ersten Kuppel steigen. von dort aus machte der
Physiker Léon Foucault öffentlich das berühmte Experiment des Pendels, dessen Schwankung die Erdrotation
bewies. Demjenigen, der die
Treppen hinaufsteigt, bietet sich aus 50 m Höhe ein schöner Blick über Paris
10- Die Bibliothek
Sainte-Geneviève, 10
place du Panthéon (Tel. 01 44 41 97 98,
geöffnet 10.00-22.00 außer Sonntag) (Architekt Labrouste,
1844) Labrouste,
der Architekt der Bibliothek, verwandte 1844 hier zum ersten mal die neuen
Materialien des 19. Jh. für ein öffentliches Gebäude. Eisen und Gusseisen
waren widerstandsfähig, unbrennbar, preiswert und ermöglichten die
Verbindung baulicher Leichtigkeit mit natürlichem Licht. Die nüchterne
Fassade steht in Kontrast zu der reichen Ausschmückung des Inneren,
inspiriert durch Malereien mit der Darstellung antiker römischer Denkmäler
(Abb.).
Die Kirche Saint-Etienne du
Mont, 1 place
Sainte-Geneviève (Tel. 01 43 54 11 79,
geöffnet 8.00-12.00 und 15.00-19.00, ab 10.00 im Juli und August) Verschiedene alte Bauformen verbinden sich in diesem komplexen Bau
einer Übergangszeit. St.-Etienne wurde zuerst im 13. Jh. neben der
Abteikirche von Sainte-Geneviève. gebaut und dann im 16. Jh. erweitert.
Als 1807 die Abteikirche abgerissen wurde, kam die Fassade von St.-Etienne
aus dem Gleichgewicht. Baltard restaurierte 1861 ihre Dekoration. Die
Hauptfassade besteht aus drei übereinandergestellten Giebeln unterschiedlicher Stilart: der erste ist dreieckig, der nächste
gewölbt ,
der letzte "en pignon“
geschwungen. Der
Eindruck einer Hallenkirche entsteht durch Seitenschiffe, die annähernd
so hoch sind wie das Hauptschiff. Das Innere folgt dem gotischen Plan,
doch einige Dekorationen sind im Stil der Renaissance: zum Beispiel zeigt
das Kirchenschif den
Rundbogen an Stelle des Spitzbogens.
Ebenso ist der einzige in Paris erhaltene Lettner
(eine Tribune mit Arkaden zwischen Hauptschiff und Chor), seiner
Architektur nach gotisch, die Dekoration folgt aber der italienischen
Renaissance. Das spitzbogige Kreuzgewölbe des Chors ist mit hängenden Schlusssteinen
geschmückt, die im Zentrum des sternförmigen Netzwerks der Gewölberippen
schweben.
Gegenüber
liegt das Gymnasium lycée Henri IV,
Nr. 23 rue Clovis. Es wurde von Napoleon auf dem einstigen Gelände der
Abtei Sainte-Geneviève errichtet. Der Chlodwig-Turm
(tour Clovis), ist ein Rest der Stadtmauer aus der Zeit von Philippe-Auguste,
12. Jh. (siehe Abb. rechts unten, www).
.
Die
Revolution stärkte die intellektuelle Tradition
des
„quartier latin“ durch die Errichtung der Ecole polytechnique, Nr. 1 rue
Descartes und,
weiter südlich, der „Ecole normale supérieure“, rue d'Ulm. (Es sind
dies nationale Eliteschulen. Insbesondere gilt die Ecole
polytechnique als das non plus ultra der universitären Elitebildung. Die Aufnahme ist nur über die scharfe
Auslese eines nationalen Wettbewerbs möglich, auf den man sich in
speziellen Hochschulkursen vorbereitet). Am Ende des 20.Jahrhunderts
trat eine gegenläufige Wirkung zu dieser konzentrierten Nationalisierung
ein, teils aus Platzmangel, teils aus dem staatlichem Willen zur
Dezentralisierung: Mehrere Einrichtungen des „rive gauche“ (des
quartier latin am „linken Seine-Ufer“) zogen an den Stadtrand oder in
die Provinz, so die polytechnische Schule, aber auch die Ecole des Ponts
et chaussées sowie die ENA - die nationale Eliteschule für Verwaltung -
und höchste Staatsämter -, die
sich früher in Saint-Germain-des-Prés befanden.
Wandmalerei
von Alechinsky, Ecke rue Clovis und rue
Descartes Im Rahmen
der Aktion "Mauern des Jahres 2000", schuf hier der
Maler Alechinsky einen blauen Baum von wunderbarer Wirkung.
Von
hier aus setzt sich
der Rundgang fort mit moderner Architektur rund um Mouffetard und im Südteil des
Arrondissement |